„Das Alter ist eine Lehre in Langmut“. Das habe ich neulich irgendwo gelesen. Wenn damit gemeint ist, dass alles länger dauert, dann kann ich es als Neunundsiebzigjährige bestätigen.
Beispiel Frühstück
Was früher eine Tasse Kaffee im Stehen war, ist heute ein gemütliches Frühstück mit Zeitung, Brötchen und Tee. Hastiges Essen macht der alte Magen sowieso nicht mehr mit. „Jeden Bissen dreißig mal kauen“, war die Empfehlung des Arztes bei der letzten Magenverstimmung.
Geduld ist angesagt
Überhaupt ändert sich einiges. Ich lerne viel Neues über meinen Körper. Hab ich früher gewusst, was ein Ilio-Sacral-Gelenk ist? Nein! Heute weiß ich es …leider! Und haben sich früher die linke Hand, die rechte Schulter und die linke Hüfte mit Wehtun gemeldet? Heute jammern sie alle zusammen oder mindestens eine von ihnen. Und sie brauchen viele Physiotherapie-Stunden, bis sie wieder einigermaßen mitmachen. Also Langmut und Geduld sind angesagt.
Etwas mehr Großzügigkeit
Freundschaften werden immer wichtiger. Ein Tag mit einer alten Freundin tut einfach gut. Und ich reagiere klüger als in jungen Jahren auf eine zickige Bemerkung. Es muss nicht gleich Weisheit sein. Ein bisschen Klugheit reicht schon. Oder nennen wir es Großzügigkeit. Und eine Prise Langmut ist zuweilen auch dabei.
Kleine Freuden des Alltags
Die unspektakulären Besonderheiten des Alltags wahrzunehmen; dafür habe ich jetzt mehr Muße, mehr Zeit. Kleine Glücksmomente können sein:
- Der Sonnenschein am Morgen.
- Der nette Gruß der Nachbarin.
- Das Lächeln des jungen Mannes in der Straßenbahn.
- Das Zwitschern der Spatzen im Winter.
- Der lange Spaziergang im Regen.
- Das Radio-Konzert.
- Die abendliche Lesestunde im Schlafanzug und Bademantel.
- Das Singen und das Schreiben,
ja, ganz besonders das Schreiben!
Hedwig Dornis
Liebe Hedwig Dornis,
dein „kleines Abenteuer“ kann ich sehr gut nachvollziehen. Und dein Frühstück sieht sehr gemütlich aus. Daran möchte ich gerne teilnehmen. Schön bei dir. Mach weiter so!
Liebe Grüße
Schwester Barbara
Danke, Barbara!!!
Das kommt mir alles sehr bekannt vor! Und richtig mit dem Älterwerden umzugehen ist eigentlich ein “ learning by doeing“ – von daher wohl wirklich ein Abenteuer…