Hausbesuche in Gröpelingen

Zwei Hände halten eine Hand

(c) frauenseiten. Foto: Robers

Nachdem schon mehrfach auf die Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche im DURCHBLICK hingewiesen und in der Märzausgabe speziell über das entsprechende Projekt in Obervieland berichtet wurde, stellt die Bremer Seniorenvertretung diesmal die Situation im Stadtteil Gröpelingen vor. Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Einrichtung, Entwicklung und Bestandserhaltung solcher Angebote, die helfen sollen, Isolation und Ausschluss von gesellschaftlicher Teilnahme im Leben der älteren Menschen zu vermeiden. Deshalb schließt sich der DURCHBLICK kontinuierlicher Berichterstattung an.

In Gröpelingen wurde das Projekt 2013 eingerichtet und hat sich seitdem schrittweise weiterentwickelt. Dort ist die Aufsuchende Altenarbeit ein fester Bestandteil des Arbeitskreises Älter werden im Bremer Westen, der vom Gesundheitstreffpunkt West koordiniert wird. Außerdem wird die inhaltliche Arbeit der Aufsuchenden Altenarbeit in Gröpelingen von einer Lenkungsgruppe begleitet, die sich aus 9 Stadtteileinrichtungen zusammensetzt. Weiterhin ist die Aufsuchende Altenarbeit aktives Mitglied im Träger- und Mieterverbund des Stiftungsdorfes Gröpelingen.

Seit 2014 besteht auch eine Kooperation mit dem Förderwerk Bremen im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme für Seniorenscouts. Damit hat sich ein Netzwerk entwickelt, das sich für alle älteren Menschen im Bremer Westen engagiert.

Das Kernteam v.l.: Hicran Gündogdu,  Hans Günter Böttjer,       Astrid Gallinger, Gabriele Jungwirt (Freiwillige)

Das Kernteam
v.l.: Hicran Gündogdu, Hans Günter Böttjer,
Astrid Gallinger, Gabriele Jungwirt (Freiwillige) (c)Durchblick

Aufsuchende Altenarbeit in der Praxis

Das Kernteam der Aufsuchenden Altenarbeit in Gröpelingen besteht aus 3 hauptamtlichen Fachkräften, die von einer freiwilligen Kraft unterstützt werden. Obwohl es nicht ganz einfach ist, freiwillige Mitarbeiter zu finden, hat es das Kernteam 2014 geschafft, zusätzlich einen festen Stamm von 8 Freiwilligen im Alter von 21-75 Jahren zu bilden. Darüber hinaus waren, wenn auch zeitlich begrenzt, drei Migrantinnen als Seniorenbegleiterinnen tätig.

Da im Stadtteil Gröpelingen viele ältere Menschen mit Migrationshintergrund leben, wird besonderer Wert darauf gelegt, auch zukünftig sowohl beim freiwilligen Engagement als auch bei der Versorgung mit Beratungs- und Hilfsangeboten die Migrantinnen/Migranten einzubeziehen. Deshalb gehört zum Kernteam auch eine türkischsprachige Kollegin. Sie kümmert sich um die Erstkontakte zu älteren Migranten und ist zugleich als Sozial- und Pflegeberaterin beim Zentrum für Migranten und interkulturelle Studien (ZIS) tätig.

Im Jahr 2014 waren Arbeitsschwerpunkte die Öffentlichkeitsarbeit, der Besuchsdienst, die Suche nach Freiwilligen dafür, deren Begleitung und Fortbildung, Kooperationsgespräche, Netzwerkarbeit und die Stärkung von Nachbarschaften und Selbsthilfepotenzialen.

Aufsuchende Altenarbeit in Zahlen

Es wurden in Einzelgesprächen insgesamt ca. 100 ältere Menschen, davon 80% Frauen und 20% Männer, und/oder deren Angehörige persönlich in der Anlaufstelle oder telefonisch beraten und über spezifische Angebote informiert. Bei insgesamt 32 Personen wurden regelmäßig Hausbesuche durchgeführt. Darunter waren 27 Frauen und 5 Männer. Alle wohnen im Stadtteil Gröpelingen. Aus Oslebshausen gab es zu den Hausbesuchen bislang nur wenige Anfragen. 27 Menschen leben allein, 3 befinden sich in einer stationären Pflegeeinrichtung und 2 Personen wohnen mit Ehepartnern in einem gemeinsamen Haushalt. Die Hälfte der Ratsuchenden wurde durch die Vermittlung von Netzwerkpartnern auf die Angebote des Kernteams aufmerksam, die andere Hälfte hat von sich aus nachgefragt. Ein knappes Drittel der Personen hat Migrationshintergrund. 17 der Besuchten leben von ergänzender Grundsicherung. Alle anderen beziehen eine Rente, die teilweise nur knapp über der Grundsicherung liegt. Das Kernteam führte in 2014 insgesamt 146 Hausbesuche durch, davon 21 Erstbesuche.

Wenn auch manche Hausbesuche durch mangelnde Kooperation, auf besonderen Wunsch, durch Umzug in ein Pflegeheim und durch Überleitung in Nachbarschaftshilfe oder Tagespflege beendet wurden, stehen Ende 2014 noch 5 Personen auf einer Warteliste für regelmäßige Besuche und Begleitungen.

Zu den grundsätzlichen Angeboten der Aufsuchenden Altenarbeit, zum Beispiel Beratung, Begleitung und Hausbesuche, gehören auch Aktivitäten in sozialen Nahbereichen älterer Menschen, etwa in unmittelbarer Nachbarschaft, im kleinräumigen Wohnquartier und im Stadtteil. Das kann ein Nachbarschaftsfrühstück oder ein Nachbarschaftstreff, eine Gesprächstunde, eine thematisch gezielte Informationsveranstaltung oder ein kleiner Ausflug sein. Solche Events, die sorgfältig vor- und nachbereitet werden müssen, hat auch das Kernteam in Gröpelingen erfolgreich absolviert. Hier sieht man ein großes Entwicklungspotential. Gerade solche nachbarschaftlichen Gruppenaktivitäten fördern neben der Eins-zu-eins-Begleitung im Rahmen der Hausbesuche die Anteilnahme und Teilhabe vieler älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben.

zwei Frauen, Rückenansicht

(c)frauenseiten.bremen, Xie Mao

Aufsuchende Altenarbeit muss verstetigt werden!

Durch das Engagement der Gröpelinger Aufsuchenden Altenarbeit im Jahr 2014 ist es gelungen, den Bekanntheitsgrad des Projekts im Stadtteil zu steigern. Die Nachfrage nach Hausbesuchen hat zugenommen. Ein großes Problem bleibt die Suche nach Freiwilligen, die bereit sind, ältere Menschen zu Hause zu besuchen, sie zu aktivieren und zu Veranstaltungen zu begleiten.

Die Bremer Seniorenvertretung setzt sich seit Jahren für die Einrichtung der Aktion Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche in allen Bremer Stadtteilen ein. In diesem Zusammenhang sei auf die Pressemitteilung (Weser-Kurier vom 12.03.15, S.5) zum Thema Hohe Suizidgefahr im Alter hingewiesen. Vereinsamung, Verarmung, Mobilitäts- und Realitätsverlust sowie Ratlosigkeit und Hilfsbedürftigkeit spielen eine große Rolle dabei, dass bei einem Anteil der Menschen im Alter 65plus von 20% an der deutschen Bevölkerung diese Altersgruppe an den Selbsttötungen einen Anteil von 35% mit steigender Tendenz erreicht. Kann unsere Gesellschaft diese Entwicklung zulassen?

Bisher läuft die Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche nur in Gröpelingen, Blumenthal, Hemelingen und Obervieland. Die Bremer Seniorenvertretung fordert die Sozialsenatorin noch einmal nachdrücklich auf, auch die übrigen Bremer Stadtteile, vor allem die sozial schwächeren, in denen viele Menschen nur über geringe Einkommen verfügen oder von Grundsicherung und niedrigen Renten leben müssen, bei der Einrichtung der Aufsuchenden Altenarbeit-Hausbesuche finanziell und personell zu unterstützen. Es wird im politischen Raum so viel vom Demografischen Wandel geredet, aber meistens nur im wirtschaftlichen Zusammenhang. Die sozialen Folgen bleiben gerne ausgeklammert, weil sie kein Geld bringen, sondern nur Geld kosten. Wachsende Isolation und das zunehmende Suizidrisiko bei älteren Menschen klagen unsere Gesellschaft an, immer ichbezogener, unsolidarischer und unmenschlicher zu werden. Wir sollten nicht nur darüber reden, sondern auch handeln.

Deshalb wendet sich die Seniorenvertretung an die Bremer Bürger/-innen mit der Bitte, freiwillig am Aufbau und an der Weiterentwicklung der Altenhilfe, zum Beispiel auch der Aufsuchenden Altenarbeit mitzuarbeiten.

Kontakt: Aufsuchende Altenarbeit Gröpelingen, Gröpelinger Heerstr. 228, Tel.: (0421) 696 805 44
www.aufsuchende-altenarbeit.de

(Quelle: Gallinger, A. Sachbericht Aufsuchende Altenarbeit-Hausbesuche, Standort Gröpelingen, März 2015)

Gerd Feller

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