Barrierefrei? –  Nicht überall 

Was ich erlebt habe

Barrierefrei? Geschwungenes Treppenhaus

(c) Seniorenlotse / Gisela Walther

Meine Freundin Elke ist krank. Sie leidet an Morbus Parkinson. Ihr Gang ist unsicher. Hinsetzen und Aufstehen gelingt ihr nur, wenn ihr jemand dabei hilft. Sie lebt in einem Altenheim auf der Pflegestation. Sie hat ihr eigenes Apartment. Morgens und abends wird ihr beim Aufstehen und zu Bett gehen geholfen. Langsam kann sie sich auch frei mit ihrem Rollator bewegen. Alles andere, zum Einkaufen gehen oder mit dem Bus fahren, kann sie nur noch mit Hilfe anderer bewerkstelligen. Gestern bin ich mit ihr beim Augenarzt gewesen und habe hautnah erlebt, was es heißt, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Doch der Reihe nach:

Frau mit Rollator

(c) frauenseiten, Kerstin Ammermann

Im Seniorenheim hatte man einen Termin beim Augenarzt vereinbart. Morgens um 10 Uhr. Ich war um 9 Uhr zur Stelle. Meine Freundin stand schon mit ihrem Rollator an der Tür. Eine Schwester überreichte uns die Tabletten, die meine Freundin jeden Morgen um 10 Uhr einnehmen muss. Wasser zum Nachspülen würden wir bim Arzt bekommen, wurden uns versichert.

Das Taxi ließ nicht lange auf sich warten. Der Taxifahrer war ein freundlicher Mann. Er setzte meine Freundin mit gekonnten Griff in sein Auto und verstaute auch den Rollator. Er kannte den Weg zum Arzt genau. Doch vor der Tür absetzen konnte er uns nicht. Der Eingang zum Ärztehaus lag in einer Fußgängerzone. Im Ärztehaus musste meine Freundin fünf Stufen überwinden, um in den Fahrstuhl zu kommen. Gemeinsam schafften wir das. Doch der Fahrstuhl war so eng, dass meine Freundin nur mit ihrem Rollator darin Platz hatte. Ich hastete also in den dritten Stock und war (jaha) genauso schnell wie der Fahrstuhl oben.

Nach einer Stunde Wartezeit war der Arztbesuch beendet. Gestört hat mich, dass in dieser Praxis auf die Behinderung meiner Freundin keine Rücksicht genommen wurde. Sie musste viel zu oft den Stuhl wechseln (was ihr schwerfällt) und die Wartezeit war auch eine Qual für sie.

Mein Fazit:

mehrere Rollstühle

(c) Robers

Behindertenfreundlich war man in dieser Arztpraxis nicht. Ich bin der Meinung, dass ein behinderter Patient Anspruch auf einen bequemen Platz hat und zum bestellten Termin behandelt wird. Auch das Treppenhaus zu den Praxen erfüllt nicht mehr alle Ansprüche, die heute an eine behindertenfreundliche Umgebung gestellt werden.

Vorbildlich war der Taxifahrer. Er hat meiner Freundin beim Einsteigen geholfen, den Rollator eingeladen und zum Aussteigen wieder für sie bereit gestellt.

Kleine Brise

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