„Hand auf’s Herz – Liebe auf den späten Blick“

älteres Paar auf der Parkbank

(c) Elfie Siegel

Tanztheater und Lesung im Stadtteilhaus St. Remberti der Bremer Heimstiftung. Welch‘ besondere Kombination. Die Programmankündigung ließ auf eine Ausnahmezeit hoffen. Und die wurde sie dann auch. Wir hier im Stadtteilhaus konnten sie bereits am Freitag, den 23.10.2015 erleben. Hanne Huntemann und Angela Joschko sind der Partnersuche 60+in ihrem Buch mit obigem Titel nachgegangen, beide erfahrene Journalistinnen und selbst an der Schwelle zum Alter. Ich kann nur anregen, sich da hinein zu vertiefen. Es lohnt und ist schon allein ein Grund, darauf aufmerksam zu machen.

Nun wird es aber noch spannender: Hanne Huntemann und die Choreographin Anne-Katrin Ortmann brachten Literatur und Tanz zusammen, herrlich diese Idee, wunderbar, dieses Tanztheaterstück zu erleben. Ich selbst war und bin so begeistert, daß diese Zeilen einfach aus mir heraus müssen. Etwas Gutes weiterzugeben, ist einfach meine Sache.

Senioren auf einer Parkbank

(c) Elfie Siegel

Die Autorin las, die Choreographin wirkte versteckt im Hintergrund. Und nun zu dem Tanzpaar: Helga Kreß und Albrecht Clauß vom Tanzwerk Bremen, beide über 60 Jahre, nach ihren Berufen voll in ein künstlerisches Schaffen eingetaucht, das sie uns dann so zart und einfühlsam, so gekonnt, so mitreißend, einfach begeisternd nahebrachten. Ich bin immer noch hin und weg. Welche Einstudierung, welche Probenarbeit, welch herrliches Ergebnis.

Ein Dank an alle Mitwirkenden

Wir alle waren hingerissen und konnten den Mitwirkenden nur immer wieder danken. Ebenfalls herzlichen Dank an Frau Sörensen von der Leitung der Bremer Heimstiftung, sie sprach die einleitenden Worte, sie überreichte Blumengebinde zum Schluß, ja, die Heimstiftung machte diese Aufführung möglich. Vorher hatten fleißige Hände ausgeräumt, umgeräumt, den Raum aufführungsbereit gestaltet. Hier möchte ich u.a. auch Frau Heilmeyer und Herrn Hufnagel herzlichst danken. Keiner soll vergessen werden, alle zusammen machten diesen Abend möglich.

Ich kann nur immer wieder betonen, wie sehr ich mich über das Aufgreifen dieses Themas freue. Es blieb lange genug unbeleuchtet. Als wenn Gefühle altern könnten. Das ist ähnlich wie mit einem guten Wein, je abgelagerter er ist, umso reifer und voller mundet er. Dies jedoch nur als Vergleich. Im echten Leben ist man doch gerade in der Gefühlswelt Turbulenzen ausgesetzt, die eingeordnet werden wollen. In der Jugend brodelt es nur so, es kommt Erprobung, wird Erfahrung, gelingt, kann auch scheitern, da wird dann gelitten, irgendwann neu versucht. Auf jeden Fall reift man dadurch heran. So sehe ich die dritte Lebenszeit, jedenfalls für mich, als die wirklich Interessanteste an: Frei von, frei für.

Liebesschlösser

(c) frauenseiten, Natascha Köhler

Gefühle rosten nicht

Da darf dann auch angegangen werden, was immer zurückgestellt wurde, weil zuerst das Notwendige rief. Mit Liebe und Hingabe etwas ergreifen, was einen wirklich mitreißt. Dankbar kann man sein, wenn es in einer erfüllenden Partnerschaft geschieht. Aber wie oft ist dieser Partner nicht mehr an der Seite, schon über die Schwelle gegangen oder eben anderer Wege.
Soll nun alles das, was man bisher geworden ist und weiter wird alleine bleiben? Das muß Jede und Jeder selber entscheiden. Da aber Teilen verdoppelt oder auch halbiert, Freude und Leid, wäre es schade, es nicht zumindest zu versuchen. Die Gefühle rosten nicht, die Liebe ist das, was unser Leben erhellt und ihm Gehalt verleiht, Flügel wachsen läßt, Leichtigkeit der zunehmenden Schwere entgegensetzt und eigentlich das Menschziel bedeutet. Sie allein kann überwinden, was trennt, Verstehen gründen, den Krieg in jeder Form auflösen und ein Miteinander lebenswert machen.

Die nächsten Veranstaltungen möchte ich noch nennen:
05.12.2015 20.00 – 22.00 Uhr
Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70B, Bremen
12.05.2016 19.30 – 21.00 Uhr
Haus im Park, Züricher Straße 40, Bremen

Also Mut zur „Liebe auf den späten Blick“. Dafür ist es nie zu spät.

Elisabeth Kriechel

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