Das Leben gestalten

Frauenportrait

(c) Elfie Siegel

Die Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Annelie Keil spricht in den Weserterrassen. „Die Liebe zum Leben“ ist ihr Thema. Der Saal ist bis auf den letzten Stuhl besetzt. Ein Feuerwerk an Gedanken und Zitaten, gewürzt mit Bezügen zur Weltpolitik und Beispielen aus dem Leben, prasselt auf das Publikum herab. Dies besteht zumeist aus Frauen. Einige haben ihre Männer mitgebracht. Die Frage „Wie kann ich mein Leben gestalten?“ durchzieht als Roter Faden den Vortrag.

Was soll ich als Ältere machen?
Leicht spöttisch fragt sie: „Seidenmalerei?“ oder „Turnen bis zuletzt? …Ich habe nicht vor, mit einer Rolle vorwärts in den Sarg zu springen. Lieber möchte ich von schönen Männern getragen werden.“ Amüsiert lachen ihre Zuhörerinnen. Und sie fragt weiter: „Wie geht ein sinnerfülltes Leben? Wie komme ich zur Selbstbestimmung?“

Wir werden nicht gefragt
Der Anfang unseres Lebens ist vorgegeben. Einiges ist schon entschieden. Wir kommen ungefragt auf die Welt, in eine Familie, die wir uns nicht ausgesucht haben. Unser Vaterland und unsere Muttersprache sind vorbestimmt. Ungefragt werden wir mit unserem Geburtsdatum Zeitzeugen.

Mann auf einer Bank

Quelle: Seniorenlotse. © Elfie Siegel

Zum Altwerden gehört Mut
Mit diesen Gegebenheiten das Leben aktiv zu gestalten sei der Grundgedanke. Sie führt aus: Wir müssen die Bürde tragen, die der Schatten unserer persönlichen Geschichte auf uns wirft. Dazu sollten wir selbst nachdenken und handeln. Wir müssen uns entschließen mutige Menschen zu sein. Diese Selbstbestimmung zu üben ist auch im hohen Alter eine Aufgabe, die immer wieder neu gestaltet werden muss. Durch soziales Handeln können wir Freude am Leben erfahren. Denn nichts geht ohne unsere Mitmenschen.

Unser Körper könnte abhauen
Glaube, Liebe, Hoffnung seien in einem lebendigen Organismus verankert. Mit dem Glauben meint Annelie Keil nicht nur den Glauben an Gott. Auch der Glaube an uns selbst, an die Anderen und der Glaube an eine Welt, die Sinn macht und uns stützt, sei elementar. Besonders beim Älterwerden gelte es, die Liebe zu sich selbst, die Liebe zum eigenen Körper zu entwickeln. Wir beschimpfen unseren Körper, wenn wir seine Mängel beim Altwerden feststellen. Und in dem ihr eigenen Witz stellt sie fest: Eigentlich könnte unser Körper abhauen. So wenig wird er zuweilen von uns Älteren geschätzt.

Ein neues Bewusstsein entwickeln
Annelie Keil: Wir brauchen die Hoffnung auf uns selbst. Dass wir in Krisenzeiten stark bleiben oder auch, dass wir schwach sein dürfen. Wir erleben Abschiede. Vieles kann brüchig werden. Wir müssen damit zurechtkommen, was anders ist, was sich verändert, nämlich unsere Beziehungen wie auch unser Körper. Beim Altwerden sollten wir uns fragen „was kann ich?“ und nicht beim „Was kann ich nicht mehr“ stehen bleiben. Wir müssen ein neues Bewusstsein für uns selbst entwickeln. Und: Wir müssen uns immer wieder für das Leben entscheiden. Leben ist Auftrag, eine ständige Herausforderung.

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Elfie Siegel

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