Habe ich Demenz ?

Die Buchstaben " Demenz " in einer Hand

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Heinrich Heine hatte ich vergessen

Ich bin 76 Jahre alt. Meine Mutter konnte in dem Alter nicht mal mehr ihren geliebten Kaffee kochen. Sie hatte Demenz. Die Gene sollen eine große Rolle spielen. Ich lese alles was mir zu dem Thema begegnet. Was mich beunruhigt: Oft macht mein Gehirn drei Runden, ehe es einen Namen ausspuckt: Wie hieß noch mal dieses grüne Gemüse???…Brokkoli. Und ich sage immer „Heinrich Heine“, wenn ich an seinem Denkmal vorbei fahre. Denn neulich brauchte ich Minuten, bis ich seinen Namen wusste.

Ich lasse mich testen

Beunruhigend ist das. Meinen homöopathisch ausgebildeten Hausarzt frage ich gelegentlich, ob er ein Mittel kenne, das dem Gedächtnis auf die Sprünge helfe. Nein, er weiß nichts. Nun habe ich gelesen, dass Nervenärzte einen „Demenztest“ machen können. Dem will ich mich stellen. Mein Arzt schreibt eine Überweisung. Im Januar angemeldet bekomme ich einen Termin Ende März. Kurz vorher habe ich Zweifel: Soll ich da wirklich hingehen? Will ich es wissen? Etwas beklommen sitze ich im Wartebereich.

Der Stein war groß

Block mit rotem Bleistift

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Die junge Neurologin wirkt sympathisch. Ihre ruhige Art lässt mich entspannt sein. Fast gelassen sitze ich ihr gegenüber: Ich übersetze fünfstellige Zahlen in Wörter und umgekehrt. Einmal schreibe ich eine Null zuviel. Das ist wohl nicht so tragisch. Ich male ein Zifferblatt mit vorgegebener Uhrzeit; zeichne zwei ineinander verwobene Vielecke nach, suche bestimmte Wörter. Undsoweiter. Es ist alles prima, sagt die Ärztin, wenigstens zurzeit.

Einen Termin habe ich noch im Juni zur Hirnstrommessung und zur Blutanalyse. Aber erst mal ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Er war größer als ich wusste. Singend fahre ich nachhause.

Elisabeth Meier

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