Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen liegt im Trend – auch in Bremen

„Dass ich mit einem kleinen Schritt meine Lebensqualität so erheblich steigern kann, hatte ich nicht gedacht“ – Zitat eines Projektbewohners.

Bis dahin gibt es jedoch einige Hürden zu nehmen…

Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen

Haus am Fleet. Quelle: bauenundleben

In netter Nachbarschaft, in einer schönen Wohnung zu wohnen, hin und wieder gemeinsame Unternehmungen zu starten, das ist der Wunsch vieler Bremerinnen und Bremer, die zu unseren Veranstaltungen kommen. Gemeinschaftliche Wohnprojekte bestehen in der Regel aus abgeschlossenen Wohnungen und gemeinschaftlich genutzten Flächen im Innen- und Außenbereich des Gebäudes. Bislang gibt es in Bremen nur vereinzelte Projekte, wie das „Haus am Fleet“ in Findorff oder das genossenschaftliche Projekt „anders wohnen“ in der Neustadt. Weitere Projekte sind in Gröpelingen und Huckelriede geplant. Die bauen und leben eG ist Anlaufstelle für Interessierte.

Die Situation in Bremen

Ich denke, dass unterschiedliche Faktoren dazu beitragen, dass Bremen im Bereich des gemeinschaftlichen Wohnens noch nicht so weit ist, wie zum Beispiel Hamburg. Leider ist in unserer Stadt kein großer Gebäudebestand, der sich für Projekte mit 10 bis 15 Wohneinheiten eignet, vorhanden. Wenn ein solches Objekt zum Verkauf steht, muss eine Gruppe schon soweit vorbereitet sein, dass sie ihr Konzept, ihre Rechtsform und die Finanzierung geklärt hat. Dann kann sie ein Gebot abgeben. Kleinere Projekte haben eine größere Auswahl an Immobilien. Die bauen und leben eG unterstützt Einzelpersonen beim Finden von Gleichgesinnten und Gruppen bei der Klärung der Grundlagen. Jede Gruppe soll die für sie ideale Rechts- und Finanzierungsform finden. So werden neue Projekte in unterschiedlichen Rechtsformen entstehen. Unseren Mitgliedern stehen die Strukturen, die die bauen und leben eG in den letzten zehn Jahren entwickelt hat, zur Verfügung.

Quelle: bauenundleben

Quelle: bauenundleben

Strukturiert die eigenen Projektziele umsetzen

Um ein Wohnprojekt zu realisieren, sind viele Dinge zu klären. Rechtsform und Finanzierung sind zwei der wesentlichen Grundlagen. Jedes Projekt braucht Kapital. 30% Eigenkapital sind für Wohnprojekte eine gute Finanzierungsgrundlage. In der Regel bringen es die BewohnerInnen des jeweiligen Projektes auf. Ob alle den gleichen Beitrag leisten oder unterschiedliche Voraussetzung einzelner Gruppenmitglieder berücksichtigt werden sollen, ist zu klären. Eine Immobilie stellt eine gute Sicherheit dar, bei richtiger Pflege ist sie wertstabil und inflationssicher.

Eine gute Voraussetzung für die Einbindung von Investoren. Bezüglich des gemeinsamen Konzeptes stehen ebenso wichtige Fragen im Raum – Haben wir alle das gleiche Ziel? Welcher Zeitrahmen schwebt uns vor? Welche Stadtteile kommen in Frage? Mit wem wollen wir zusammen wohnen? Wie teuer darf es werden? Welches Verhältnis von Nähe und Distanz wünschen sich die einzelnen Projektmitglieder? Sich klar darüber zu werden, welche Punkte eine große Übereinstimmung finden und bei welchen noch Klärungsbedarf besteht, sehen wir als wesentlichen Erfolgsfaktor eines angehenden Projektes.

Viel Zeit für den Entscheidungsprozess investieren

Quelle: bauenundleben

Quelle: bauenundleben

Je früher grundlegende Dinge geklärt sind, desto schneller kommt ein Projekt zum Ziel. Das Gefühl zu haben, am gleichen Strang zu ziehen und möglichst wenig Auseinandersetzung auf die lange Bank zu schieben, macht eine Projektgruppe arbeitsfähig. Je genauer das gemeinsame Konzept gefasst ist, je mehr Punkte geklärt sind, desto besser werden sich auch, sofern gewünscht, weitere Gruppenmitglieder finden, die ins Projekt passen.
Ein Wohnprojekt zu planen bedeutet, Zeit zu investieren. Wer Gruppenarbeit kennt, insbesondere das Arbeiten in großen Gruppen, weiß wie langwierig einzelne Entscheidungsprozesse sein können. Deshalb empfehlen wir möglichst frühzeitig Strukturen zu entwickeln, den Arbeits- und Zeitaufwand für die Einzelnen durch die Entwicklung von auf die Projektgruppe abgestimmten Strukturen zu minimieren. Wie werden Arbeitstreffen vorbereitet? Gibt es Arbeitsgruppen? Welche Aufgaben und Freiheiten haben die Arbeitsgruppen? Wie werden gemeinsame Entscheidungen getroffen?

Die bauen und leben eG hat ein Beratungskonzept speziell für die Initiierung von Wohnprojekten entwickelt. Workshops und Vorträge sind die Bausteine der Projektentwicklung. Rechts-, Finanzfragen, Beratung im Bereich Architektur und das Feld der Gruppenorganisation und Entscheidungsfindung stehen den Gruppen zur Verfügung. Diese Bausteine können von den Gruppen einzeln abgerufen werden. Wie schnell das Ziel des Immobilienkaufes erreicht wird, liegt in der Hand der Projektgruppe.

Joachim Böhm