Gendern -kontrovers oder leicht gemacht?

Frauenkrawall* Holzbuchstaben ergeben das Wort Gender

(c) Georgi

Liebe Leserinnen und Leser (Doppelnennung),

liebe Leser*innen (Gendersternchen),

liebe LeserInnen (Binnen-I),

liebe Leser_innen (Gender-Gap),

lieber Leser/in (Schrägstrich-Lösung),

liebe Leser (als generisches Maskulinum),

liebe Leserschaft.

Sprache und Bewußtsein

Sprache und Rechtschreibung sind immer auch Ausdruck eines gesellschaftlichen Bewusstseins. Auch in der Sprache und der Rechtschreibung soll Geschlechtergerechtigkeit herrschen, deshalb sollten wir in unserem Sprechen und Schreiben zur Anwendung einer Gendersprache übergehen. Es fragt sich nur, wie wird korrekt gegendert? Geht „geschlechterneutral“ immer und überall? Oder warten alle auf ein amtliches/halbamtliches „Dekret“, das uns sagt wie es richtig ist? Eine Korrektur eingefahrener Begrifflichkeiten wegen neuer Sicht fällt schwer und ist nicht unproblematisch: Die Umbenennung vom hergebrachten „Studentenfutter“ in die Partizipalform „Studierendenfutter“ wird sicher nicht von jedem goutiert und mitgemacht. Auch die Bezeichnung „Vorständin“ für eine leitende Vorstandschefin ist gewöhnungsbedürftig und klingt sehr gewollt.

Hilfe?

Wer hilft? Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich jüngst auf die Rolle des „Beobachters“ verständigt, um in der „Erprobungszeit“ nicht vorzeitig einen bestimmten Weg festzulegen und auch der Duden hält sich vornehm zurück. Ämter und Behörden liefern höchstens Anregungen, Empfehlungen und den intellektuellen sachlichen Hintergrund für jeweils eigene Entscheidungen. Ein Versuch bei der Zentrale für die Gleichstellung der Frau in Bremen Hilfe zu erhalten, ist leider gescheitert. Ein*e behördlich bestellte*r Gleichstellungs-beauftragte*r einers Bremer Senatsressorts hat mich am Telefon sogar ausgelacht, als ich nach anwendbaren Richtlinien in dieser Sache für meine Autoren fragte. „So etwas hätte ich auch gerne!“ Für die Texte, die von verschiedenen Autoren in unseren Medien erscheinen sollten dennoch nach meinem Dafürhalten Orientierungslinien bestehen, damit nun nicht alle Möglichkeiten auftauchen (siehe oben in der Ansprache!).

DER SPIEGEL schreibt dazu in seinem Artikel: „Mit gendergerechter Sprache ist es wie mit Funktionskleidung: wissenschaftlich auf dem letzten Stand, fraglos nützlich und sinnvoll, aber so hässlich, dass Ästheten lieber nass werden und frieren.“ Aber liebe Leser*innen, ein Gutes hat das Ganze ja: Wir erproben ein geschlechtergerechtes Schreiben und Sprechen und durch die Beschäftigung mit unseren Texten stellen wir uns immer erneut die Frage: „Werde ich in meiner Ausdrucksweise den Ansprüchen meiner Leserschaft und Zuhörerschaft gerecht?“ Auch das prägt das Bewußtsein.

Dr. Dirk Mittermeier

  1 comments for “Gendern -kontrovers oder leicht gemacht?

  1. Tina Norden sagt:

    In erster Linie ist „Gendergerechtigkeit“ ein Ausdruck für die Wertschätzung ALLER Menschen. Wäre die Kenntnis des „genetischen Maskulinum“ Allgemeinbildung, würden viele Wortschöpfungen und Diskussionsbeiträge überflüssig. Ich sehe das Bestehen auf diesem Zerfleddern der Deutschen Sprache weniger als gesellschaftliches, denn als individuelles Problem solcher Menschen mit weniger Selbstbewusstsein und recht viel überflüssiger Zeit. Wie schön, dass die Senioren-Vertretung nicht dazu zählt!

    ä

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