Newsletter der Polizei Bremen „Augen unserer Stadt“

Liebe Augen unserer Stadt,

zu unserem Schwerpunktmonat Einbruchschutz möchte ich Ihnen gerne eine Geschichte aus einer unserer Bürgerberatungen erzählen.

Eine Dame mittleren Alters, nennen wir sie Frau Schröder, kam zu mir in das Präventionszentrum. Ihr Ehemann war vor kurzem verstorben und sie lebt nun alleine in ihrem Einfamilienhaus. Frau Schröder ist wirklich nicht der ängstliche Typ und möchte auch weiterhin im Haus wohnen bleiben. Um ihr mit einem geringen Kostenaufwand jedoch ein sichereres Wohngefühl zu geben, kümmerten sich ihre erwachsenen Kinder  trotzdem um einige Dinge am Haus. Sie informierten sich über die Seite www.k-einbruch.de über die polizeilichen Empfehlungspraktiken und ließen u.a. die Fenster im Erdgeschoss durch eine empfohlene Fachfirma nachrüsten.

Beim Thema Alarmanlage, im Fachjargon Einbruchmeldeanlage (EMA) genannt sowie Videoüberwachung  entschieden sich die Kinder von Frau Schröder jedoch gegen den Rat von Polizei und Fachbetrieben. Sie bestellten ein „gutes“ Smart Home-Angebot im Internet und installierten die Komponenten selber bei ihrer Mutter am Haus und an der Hauseingangstür. So konnte Frau Schröder u.a. bequem über ihr Smartphone sehen, wenn von den Kameras auf dem Grundstück ein sogenannter Bewegungsalarm ausgelöst wurde und wer bei ihr an der Haustür klingelte. Besonders begeistert war sie von der Gegensprechfunktion ihrer Türklingel. So konnte sie, wenn sie mal nicht zu Hause war, hierüber den Paketboten ansprechen und ihn bitten, ihr Paket doch bitte bei den Nachbarn abzugeben.

Die Bedienung war einfach und ging Frau Schröder leicht von den Händen. Und auch die außerhalb Bremens wohnenden Kinder, konnten via Smartphone mal nach dem Rechten schauen. Leider wurden die Bewegungsmelder der Gartenkameras regelmäßig durch eine der vielen Katzen der Nachbarschaft oder  herumfliegende Vögel ausgelöst, so dass die Kinder von Frau Schröder sich nach kurzer Zeit entschieden, die Alarmfunktion auf ihren Smartphones auszustellen, um nicht ständig von Falschalarmen gestört zu werden. Und auch Frau Schröder schaute nicht mehr bei jedem Alarm auf ihr Smartphone, war es doch zumeist Pucky, die kleine Katze ihrer Nachbarin, die durch ihren Garten tollte.

Zum vierten Geburtstag ihrer Enkeltochter besuchte Frau Schröder ihren Sohn und seine Familie für ein langes Wochenende in Kiel. Sorgen darüber, dass niemand im Haus in Bremen war, machte sie sich zu diesem Zeitpunkt nicht, schließlich hatte sie die Fenster gesichert und das Hausumfeld mit Kameras ausgestattet. Am Tag des vierten Geburtstages der kleinen Lina hatte Frau Schröder alle Hände voll zu tun, ihre Schwiegertochter und ihren Sohn bei den Vorbereitungen der Feier zu unterstützen. Kuchen wurden gebacken, Geschenktütchen für die kleinen Partygäste gepackt und als die Wohnung sich mit Gästen füllte, hatte niemand mehr einen Blick auf das dauernd piepsende Smartphone. Alle gingen davon aus, dass die Bewegungsalarme durch Pucky oder andere Tiere im Garten ausgelöst wurde und es sich um Fehlalarme handelte. Abends, als sich auch die Erwachsenen glücklich aber erschöpft aufs Sofa fallen ließen, stieß der Sohn von Frau Schröder plötzlich einen Schrei aus. Er konnte auf den aufgezeichneten Bewegungsalarmen der Gartenkamera dabei zusehen, wie zwei vermummte Personen vor über zwei Stunden zunächst vorsichtig ums Haus schlichen und in alle Fenster spähten, eine Leiter an das Schlafzimmerfenster im ersten Obergeschoss lehnten und innerhalb weniger Augenblicke das Fenster aufhebelten. Voller Panik schnappte sich Frau Schröder ihr Smartphone und wählte die 110 um den Einbruch in ihr Haus in Bremen zu melden. Anstatt im Lagezentrum der Polizei Bremen landete sie jedoch bei unseren Kolleginnen und Kollegen der Stadt Kiel. Diesen schilderte sie aufgeregt die Geschehnisse und es dauerte einige Momente, bis sie bemerkte, dass sie gar nicht mit der Bremer Polizei telefonierte. Im Folgenden wurde dann durch die Polizei Kiel die Polizei in Bremen verständigt, die aber aufgrund der zwischenzeitlich vergangenen Zeit, keine Täter mehr feststellen konnten. Die Einbrecher hatten Bargeld und einige Wertgegenstände aus dem Haus von Frau Schröder entwendet, darunter auch Erinnerungsstücke an ihren verstorbenen Ehemann.

Ein Einbruch ist ein großer Eingriff in die Privatsphäre  und viele persönliche Gegenstände, insbesondere Erinnerungsstücke, lassen sich nie wieder ersetzen.

Gerade  weil der Schutz der eigenen vier Wände so wichtig ist, gibt es bundeseinheitliche polizeiliche Empfehlungen. Kurz zusammengefasst bedeutet das folgendes:
Mechanische Sicherungen, die sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, stehen immer an erster Stelle. Sie können dem Täter einen bestimmten Widerstand entgegensetzen und einen Einbruch unter Umständen verhindern. Daher sind sie eine wesentliche Voraussetzung für einen wirksamen Einbruchschutz und somit quasi das Fundament. Das oberste Ziel sollte immer sein, dass eine unbefugte Person das Haus oder die Wohnung gar nicht erst betreten kann. Je länger sich ein Täter am Objekt aufhalten muss, desto größer ist letztlich auch sein Entdeckungsrisiko.

Im Fall von Frau Schröder kamen mehrere Umstände zusammen. Die Fehlalarme im Vorfeld führten dazu, dass Alarmierungen nicht mehr ernst genommen wurden. Diese Fehlalarme kamen aber nur zu Stande, weil die Auswahl und Projektierung der Kameras, nicht objektangepasst war.

Die von den Tätern genutzte Leiter befand sich ungesichert im Gartenbereich, so dass diese als Aufstiegshilfe genutzt werden konnte. Dieser Umstand wurde genutzt, um an die nicht einbruchhemmend ausgestatteten Fenster im 1.Stock zu gelangen.

Eine Beratung im Präventionszentrum der Polizei Bremen hätte sich also gelohnt denn, hier wird das Objekt ganzheitlich betrachtet und danach richten sich auch die Empfehlungen.

Ergänzend sei noch erwähnt, dass zusätzlich verbaute „Alarmanlagen“ ergänzenden Schutz bieten. Denn durch ihre Meldewirkung wird das Risiko für den Einbrecher, entdeckt zu werden, wesentlich erhöht. Die mechanische Sicherungstechnik sollte also mit der elektronischen Überwachung sinnvoll kombiniert werden. Durch die Installation durch einen Fachbetrieb wird auch die Gefahr von Fehlalarmen (wie hier durch die Katze) minimiert. Durch häufige Fehlalarme, die zudem kostenpflichtig sein können, verliert die „Alarmanlage“ ihre „Glaubwürdigkeit”. Dies hat letztendlich zur Folge, dass im Ernstfall keine Hilfe geleistet oder herbeigerufen wird oder dies nicht mit der erforderlichen Dringlichkeit geschieht. Über die Alarmierungsart und Aufschaltung bei einer Notruf-und Serviceleitstelle sollte sich im Vorfeld Gedanken gemacht werden.

Mit Frau Schröder habe ich in unserem Beratungsgespräch folgende  Sicherungsmöglichkeiten ihres Hauses besprochen:
Bei der Nutzung von Smart Home Produkten sollten diese den Anforderungen der Norm für Überwachungstechnik, der  DIN VDE V 0826-1 entsprechen. Geplant und installiert werden sollten diese Komponenten durch ein Fachunternehmen um individuell, entsprechend der eigenen Bedürfnisse zu planen, wie Smart Home Produkte als sinnvolle Ergänzung zu einer zertifizierten „Alarmanlage“ genutzt werden können. Jetzt kann sie wieder beruhigt ihre Kinder und Enkelkinder besuchen und hat hoffentlich den Schrecken bald überwunden.

Möchten auch Sie weitere Informationen zu dem Thema Einbruchschutz haben, lesen Sie gerne auf den Seiten der Initiative K-EINBRUCH unter www.k-einbruch.de nach. Hier finden Sie alles rund um dieses Thema sowie Kontaktdaten von Fachunternehmen aus ganz Deutschland.

Für eine persönliche Beratung im Präventionszentrum, vereinbaren Sie bitte einen Termin. Dieses können Sie telefonisch zu unseren Öffnungszeiten oder per E-Mail unter

praeventionszentrum@polizei.bremen.de

Veranstaltungshinweise für den Monat Oktober zum Thema Einbruchschutz:

  • 10.2023 um 18:30 Uhr, Vortrag in der Sparkasse Obervieland
  • 10.2023 um 18:30 Uhr, Vortrag beim Landesverband der Gartenfreunde Bremen e. V. mit dem Schwerpunkt Einbruchschutz in Parzellen
  • 10.2023 um 18:30 Uhr im Bürgerhaus Oslebshausen
  • 10.2023 von 11:00-16:00 Uhr Informationsveranstaltung mit dem Beratungsmobil Einbruchschutz zum „Tag des Einbruchschutzes“ auf dem Domshof Bremen

Anmeldungen (außer für die Informationsveranstaltungen mit dem Beratungsmobil Einbruchschutz) bitte schriftlich über praeventionszentrum@polizei.bremen.de

 

Ich wünsche Ihnen allen einen goldenen Herbst und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Wiebke Wildemann

Zentrale polizeiliche Prävention
PSt 13 – Präventionszentrum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert