….und was siehst Du in den Wolkenbildern ?

Schon als Kind habe ich mit Begeisterung den Wolkenhimmel angeschaut, wie er sich verändert´: friedlich dahinschwebende Bilder mit Gebilden, die sich zusammenfügen, ballen, den blauen Himmel verändern, den Abendhimmel und Sonnenuntergang zeichnen, stimmungsvoll von einer Minute zur anderen eine ganze Vielfalt von Wolkenbildern entwickeln. Es wurde mein „Bilderbuch“ und regte meine Phantasie an und formte mein Verhältnis zu den Dingen um mich herum. Damit stieg auch mein naturkundliches Interesse und ich lernte die Begriffe Cumulus-, Stratus-, Cirruswolken und etwas Meteorologie.

Mein Blick ging über die Wolken, weiter zu den Sternen, ins Unendliche, das Erde und Himmel

so weit und doch näher aneinander bringt, Grenzen auflöst und sich in jedem Augenblick ändert oder vergeht. Besonders in Norddeutschland und am Meer begeistern mich bis heute die Formationen am Himmel.

Dass es sogar den Begriff „Pareidolie“ dafür gibt („Para“ griechisch: neben oder gegen; „Eidelon“ für Bild oder Form) erfuhr ich erst später). Er beschreibt´, warum Menschen in Wolken, Hausfassaden, in Steinen und Dingen „Gesichter“ erkennen, Muster und Vertrautes.

Später haben mich die Wolkenbilder in der Kunst beflügelt, die in der Holländischen und Englischen Malerei ( John Constable) eine Aufwertung, bei William Turner eine Auflösung der Elemente und bei Casper David Friedrich zur Symbolik, im Jugendstil zum Ornament stilisiert wurden. Emil Nolde aus Niebühl an der Nordsee schuf Farborgien aus Gewitterwolken, rote Sonnenuntergänge und ihn faszinierte sichtbar das unbeständige Spiel der Farben am Himmel.

Andy Warhol ließ „silberne Wolken fliegen“, die „Silver Clouds“ (1966), der Wunsch nach Freiheit, psychedelischen Erfahrungen und Mitmachkunstwerken wurden galeriefähig.  Bis heute bewahren die Wolken in der zeitgenössischen Kunst ihre Strahlkraft und Faszination – Gerhard Richters und Anselm Kiefers Wolkenbilder machen das sonst unsichtbare sichtbar, zeigen die Welt des Flüchtigen in der Kunst, den Augenblick und die Vergänglichkeit.

Gerade jetzt im Mai ist der Himmel in Norddeutschland wieder so vielfältig, ändern sich die Wolkenbilder von Minute zu Minute, entwickeln atemberaubende Formationen, man muss sie nur sehen, Bilder und Strukturen entdecken – raus gehen, ins Freie, in die Freiheit, in den Frühling, in die Natur. Gerade in Zeiten von Corona eine gesunde, aufbauende und erfrischende kostenlose Empfehlung !

 

Barbara Matuschewski

  4 comments for “….und was siehst Du in den Wolkenbildern ?

  1. Ellen sagt:

    Hallo, Barbara, das kann ich gut nachempfinden. Ich schaue fast jeden Abend „Sonnenuntergang“, weil ich eine wunderare Aussicht nach Westen habe!

  2. Kira sagt:

    Dazu fällt mir aus Schillers „Gunst des Augenblicks“ die Strophe ein::

    Aus den Wolken muss es fallen,
    Aus der Götter Schoß das Glück,
    Und der mächtigste von allen
    Herrschern ist der AUGENBLICK

    • Waltraut Boschen sagt:

      Hallo , Kira , die vier Zeilen zu lesen , war einfach schön , denn auch ich liebe die Wolken , die zueinander ziehen und sich wieder voneinander verabschieden , auch Hermann Hesse schrieb über sie ein Gedicht . Ich habe auch eins aufgeschrieben und schicke es Dir :

      Als Kind schon habe ich geliebt
      die Wölkchen , die am Himmel steh`n ,
      ich hätte sie so gerne gefangen ,
      doch schnell haben die Winde
      sie fortgeweht .
      Jetzt bin ich erwachsen
      und sehe sie noch immer
      die Weißen , die Grauen
      im silbernen Schimmer .
      Wie sie wie feine Schleier
      am Himmel schweben
      und will sie nicht mehr fangen ,
      denn sie sollen leben .( Waltraut Boschen )

      Jetzt bin ich erwachsen ,
      sehe sie noch immer ,die Weißen , die Grauen
      am Himmel schweben ,
      will sie nicht mehr fangen ,
      sie sollen weiter leben .

  3. Jenny sagt:

    Aktuell sehe ich bei uns keine weiße Wolken sondern immer nur Gewitterwolken und ein dunkler Himmel mit viel Regen. Aber im Sommer lege ich mich auch gerne auf die Wiese, strecke alle 4 von mir, genieße die Ruhe und schaue mir den Himmel an.

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