Zwischenruf: Haushaltsplanung in Bremen

Euromünzen und Scheine

(c) A. Robers

30% mehr – für beide. Das wäre gerecht.

Die Jungen

In Bremen wird viel über die offene Jugendarbeit diskutiert. Die Kinder- und Jugendfarm streikt, weil die öffentlichen Mittel nicht reichen. Die Freizeitheime fordern 30% mehr, weil in den letzten Jahren die Zuwendungen der Stadt nicht mit den steigenden Kosten schrittgehalten haben. Das klingt alles plausibel. Schauen wir näher hin. Die Kinder- und Jugendförderung steht im Jahr 2019 – ähnlich wie in den Vorjahren – mit 12,2 Mio. € im Haushalt, 1,1 Mio. für Investitionen kommen hinzu. Ihr Ziel ist es, zur Selbstbestimmung, zur Übernahme sozialer Verantwortung und zur aktiven Gestaltung der Lebensumwelt zu befähigen und vor Gefährdungen zu schützen – so steht es im Produktgruppenhaushalt der Freien Hansestadt Bremen. Hier merkt der geneigte Leser auf: Selbstbestimmung, Aktivierung, Schutz – sind das nicht auch Ziele der offenen Altenhilfe? In der Tat, auch so steht es im Produktgruppenhaushalt: selbst bestimmtes Leben, Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, Schwierigkeiten verhüten.

Die Alten

Die Gemeinsamkeiten gehen weiter: In der Stadt Bremen gibt es etwa 100.000 Menschen unter 20 Jahren, über 65 Jahre sind es 117.000. Also etwa die gleiche Größenordnung. An einer Stelle enden aber die Gemeinsamkeiten (man ahnt es schon): beim Geld. Für die offene Altenhilfe (Begegnungsstätten, Dienstleistungszentren, Aufsuchende Altenarbeit, Selbsthilfe usw.) stehen im Jahr 2019 nur 3,2 Mio € im Haushalt, dazu noch symbolische 0,02 Mio. für Investitionen. Nun wollen wir nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten (auch wenn das vielleicht ein schräges Bild ist), sondern schön realistisch bleiben. Das lässt sich doch nicht vergleichen, höre ich schon aus Lobbykreisen der Jugendhilfe oder von sparsamen Haushältern. Also: Wir sind bescheiden. Wir fordern nicht das gleiche Geld für die Altenhilfe (jedenfalls noch nicht). Aber zumindest die gleiche Steigerungsrate. 30% für beide. Das wäre doch gerecht – oder?

Karl Laupach

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