Willkommen im Club …

(c)Dirk Mittermeier

… oder: Wie Sie feststellen, ob sie zum alten Eisen gehören

„Eben wenn man alt ist, muss man zeigen, dass man noch Lust hat zu leben.“ Goethe

Ratlos beugt man sich über uns Alte, deren Zahl schneller wächst als die Müllhalden. Wir sind schuld, dass Deutschland vergreist. Wir plündern Rentenkassen, leben am liebsten allein in großen Sozialwohnungen, blockieren die Krankenhausbetten, sind einfach nicht totzukriegen, besonders wir Frauen.

Altes Eisen

Zugestanden, wir haben eine Menge geleistet. Aber fürs Gewesene gibt der Kaiser nun mal nichts. Doch ab wann gehört man zum alten Eisen? Gehört man dazu, weil Schulter und Handgelenke es nicht mehr schaffen, die schwere Tür zur Bank auf zu stoßen, der Arzt auf die Frage, wie es denn mit einem neuen Herzen stehe, den Blick senkt und sagt „Wir werden sehen“? Wenn man an der Ampel freundlich darauf hingewiesen wird: „Jetzt ist Grün“, obwohl man den Fuß bereits auf die Fahrbahn gesetzt hat, seinen Tischherrn verständnislos ansieht wenn, er von seinem persönlichen Ranking spricht, Promotion mit Promenade verwechselt und der Meinung ist, Catering hätte etwas mit Katzen zu tun?

Das „neue“ Handy

Ehe sie ins Grübeln, kommen, holen Sie sich am besten einen netten, sagen wir zehnjährigen Jungen und  lassen Sie sich von ihm Ihr gerade ein Vierteljahr altes Handy erklären, dessen Handhabung Sie immer wieder vergessen. Er wird es mit der Neugier eines Archäologen betrachten und sagen: „Schmeiß es weg, den alten Scheiß, Tantchen. Kauf dir ein neues!“ Danach werden Sie gar nicht erst den Versuch machen, den 40-jährigen Nachbarn, der seinen Arbeitsplatz verloren hat, damit zu trösten, dass das in seinem Alter doch kein Problem sei. Sie werden ihm freundlich auf die Schulter klopfen und sagen: „Willkommen im Club der Ausrangierten.“

Ilse Gräfin von Bredow, Hamburg

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