Digitales Leben: Der Anrufbeantworter

digitale Welt, Hand mit Smartphone

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Ständige Erreichbarkeit ist garantiert, wenn man das mobile Endgerät, in Deutschland „Handy“ genannt, immer mit sich trägt. Wie abhängig wir uns davon inzwischen gemacht haben, ist daran zu erkennen, dass es heutzutage auch als vor-österliches  „Fasten“ bezeichnet wird, wenn man einmal für einige Wochen auf die Handy-Nutzung verzichtet, oder wenn das Gerät kaputt ist oder ausnahmsweise zuhause vergessen wurde. Wenn das Gerät abgeschaltet wird –ja, das geht auch!- werden womöglich wichtige Mitteilungen oder Informationen verloren oder erreichen einen erst mit Verspätung. Dafür schuf die Industrie die Speicherfunktion in Form eines digitalen Anrufbeantworters, auch schon aus Zeiten des stationären Telefons bekannt.

Anrufspeicher

Interessant ist, wie Anrufer, die gehofft hatten, mit dem Angerufenen direkt ins Gespräch zu kommen, mit der Ansage „…nach dem Piep ist noch Platz für eine Nachricht…“ umgehen. Durchaus normal ist es, dass der Anruf dann spontan abgebrochen wird. Der in Abwesenheit Angerufene erfährt von seinem eingebauten Speicher beim erneuten Einschalten des Geräts die Telefonnummer des Anrufers und die Information „…der Anrufer hat keine Nachricht hinterlassen…“. Dies führt dazu, dass der Angerufene über den Anlass und den Grund des Anrufs, den er dummer- oder glücklicherweise verpasst hat, mehr oder weniger schwer ins Grübeln kommen kann. Er hat allerdings die Möglichkeit, auf eigene Kosten, zurückzurufen. Hinterlassene Sprach-Nachrichten erfolgen inzwischen von den meisten Handynutzern durchaus routiniert. Kurz und knapp und in Stichworten. Allerdings auch manchmal etwas unbeholfen und unverständlich, ja verstörend. Hier eine Geschichte über den individuellen Umgang mit einem Anrufbeantworter, die ich vor Jahren hörte und aus der Erinnerung wiedergebe:

Der neue Fernseher

Alter Fernseher

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Ich hatte mir bei einem Fernsehfachgeschäft einen neuen Fernseher gekauft. Nach der Erstinstallation durch einen Techniker der Firma „Berger und Klemme“ schien auch alles ganz gut zu funktionieren. Nach vier Tagen zeigten sich erhebliche Mängel  und ich hatte keine grosse Freude mehr, irgendetwas klappte nicht mehr, wie zu Anfang. Also rief ich bei Berger und Klemme an. Dort meldete sich ein Anrufbeantworter: „Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Firma Berger und Klemme. Zurzeit sind wir nicht erreichbar. Sie können uns jedoch eine Nachricht hinterlassen. Bitte nennen sie uns Ihren Namen und Ihre Adresse, das betroffene Problem und das betroffene Produkt. Wir rufen sie gerne zurück.“ Also los: Es kam das „Piep“ und nun ich: „Ja hier ist Bernd Meier aus der Siemensstrasse 4, meine Telefonnummer ist 123 456 789. Ich habe vorigen Donnerstag bei Ihnen einen neuen Fernseher gekauft, bei einem Verkäufer, ich glaube der hiess Willer oder Weller oder auch Hiller. Naja, der war sehr nett und hat mich gut beraten, wir waren auch auf der gleichen Schule …“ Durch ein erneutes „Piep“ schaltete sich der Anrufbeantworter aus, er war offensichtlich auf eine kurze Aufnahmezeit eingestellt.

zweiter Anruf

Also erneut Anrufen : „Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Firma Berger und Klemme. Zurzeit sind wir nicht erreichbar. Sie können uns jedoch eine Nachricht hinterlassen…“ „ Piep“ „Ja hier ist Meier, Bernd Meier aus der Siemensstrasse 4, das ist ja gleich bei Ihnen um die Ecke, meine Telefonnummer ist 123 456 789. Ich habe vorigen Donnerstag einen Fernseher bei Ihnen gekauft, bei Herrn Hiller oder so. Nein, Quatsch, es war doch am Freitag, weil ich ja über das Wochenende sehr gut mit dem neuen Fernseher zurechtgekommen war. Meine Frau war auch sehr begeistert von dem schönen, farbtreuen Bild und von dem großen Bildschirm. Naja, vielleicht sitzen wir etwas zu dicht davor, aber…“ „Piep“. Ende!

Dritter Anruf

rotes Telefon

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Ich machte mir vor meinem nächsten Anruf einen Zettel, auf dem ich mir die wichtigsten Informationen niederschrieb. „Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Firma Berger und Klemme. Zurzeit sind wir nicht …“ „Piep“ „Ja hier ist noch einmal Bernd Meier, ich habe bei Ihrem Verkäufer Herrn Willer oder Hiller am letzten Donnerstag, nein Freitag, einen Fernseher gekauft, der am Samstag installiert wurde. Ich glaube der Installateur war ein Herr Burdorf, übrigens ein sehr netter und kompetenter Techniker. Meine Frau hat ihm auch noch einen Kaffee gemacht, er hat uns alles gleich eingestellt, damit wir nicht so viel fummeln müssen. Das Gerät ist von der japanischen oder koreanischen Firm MV. Es handelt sich um einen Plasma-Farbfernseher –Moment- (Suche nach der Bedienungsanleitung) entweder AX 45-CLS oder AXB 45-CLS-13 oder einen…“ „Piep.“ Ende! Verdammt!

Vierter Anruf

Einen Versuch würde ich noch starten. Ich überarbeite meine Liste und machte nun nur kurze Stichworte, damit ich alles Notwendige in der zur Verfügung stehenden Zeit rüberbringen konnte und wählte erneut die Nummer der Firma Berger und Klemme. „Klemme, guten Tag!“ „Hallo“ „Ja, Hallo, hier Klemme, wer ist da bitte, was kann ich für Sie tun?“ „Ja, also Bernd, Bernd Meier, ich, äh… Ach können Sie mich bitte mit Ihrem Anrufbeantworter verbinden?“

Dr. Dirk Mittermeier

  1 comments for “Digitales Leben: Der Anrufbeantworter

  1. Birthe sagt:

    Auch wenn es für den gestressten Anrufer ein lieber zu vergessenden Erlebnis war – ohne AB geht es nicht! Ich bin wirklich häufig nicht im Hause, und dann rufe ich lieber in Ruhe zurück, als über Handy überall erreichbar zu sein!

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