Früher …

Laptop mit Bildschirm

(c)Heiner Brünjes

… war Kohlepapier und Matrizen

Um es offen zu sagen – ich bin zuweilen ein altmodischer Mensch. Online-Banking kommt für mich nicht infrage, sondern ich gehe immer noch zum Schalter und hole mit dort Bargeld von einem Menschen ab – in Münzen und Scheinen. Ansonsten setze ich aber auf die Vorzüge digitaler Technik: Ich bin gern im Internet unterwegs und nutze es zur Information und für Recherchen. Und ich mag es, am PC zu schreiben. Wie einfach sind doch die Dinge geworden: Da genügen einige wenige Handgriffe, ein Text ist berichtigt oder Absätze sind umgestellt! So ist es für einen Redakteur einfach, Dinge auszuprobieren und kreativ zu arbeiten. Wie mühsam war doch die Textverarbeitung noch bis Anfang der neunziger Jahre! Zu Recherchen musste immer die Bibliothek besucht werden. Mögliches geeignetes Material fand man im Schlagwortverzeichnis, das sich in großen Katalogkästen befand.

Korrekturen -damals

Entdeckte man später beim Schreiben einen Fehler nicht rechtzeitig oder wollte Absätze umstellen, wurde es schwierig. Da gab (und gibt es noch) zum Beispiel eine Chemikalie, um fehlerhafte Textstellen zu überdecken, so dass man erneut darüber schreiben konnte. Für die Berichtigung einzelner Textstellen gab es auch sogenannte Korrekturstreifen mit der Chemikalie oder Korrekturbänder für Schreibmaschinen. Das funktionierte aber nur, wenn das Papier noch exakt so auf der Walze eingespannt war, wie beim erstmaligen Beschreiben. Und die Chemikalie durfte nicht zu dick aufgetragen sein. Ansonsten half es nur, den neuen Text auf ein zweites Blatt zu tippen, die Stelle auszuschneiden und auf das Original sauber aufzukleben. Am besten war es aber, die Seite noch einmal abzutippen. Das wurde auch erforderlich, wenn man Textstellen ergänzen wollte. Bei schwierigen Aufsätzen wurde so viel Zeit „vertrödelt“.

Durchschläge -damals

Fotokopierer und am PC angeschlossene Drucker sind heute eine Selbstverständlichkeit. Sie ermöglichen es, eine beliebige Anzahl von Kopien anzufertigen. Bevor diese moderne Technik erschwinglich und somit eine Selbstverständlichkeit wurde, gab es andere Möglichkeiten: Für Durchschläge benutzte man sogenanntes Kohle- oder Pauspapier. Es wird vor dem Schreiben unter das Original gelegt und darunter ein zweites Blatt Papier. Drückt man nun mit dem Stift beim Schreiben auf das oberste Blatt fest genug auf, wird Farbe vom Kohlepapier auf das unterste Blatt übertragen. Das funktioniert auch mit der Schreibmaschine. So kann man auch mehrere Kopien erhalten, allerdings wird die Qualität immer schlechter, so dass realistisch zwei bis drei Kopien möglich sind. Das wurde zum Beispiel dafür genutzt, um von einem Brief ein Durchschlag für die Aktenablage zu erhalten. Heute ist es eine Möglichkeit, um bei handschriftlichen Dokumenten für den Hausgebrauch eine Zweitschrift zu erhalten.

Kopieren -damals

Wurden mehr Kopien benötigt, verwendete man sogenannten Matrizen. Mit dem Matrizendrucker kann man eine begrenzte Anzahl von Abzügen von einem Original – der Matrize – herstellen. Vor dem Druck muss zuerst eine Druckvorlage, die Matrize angefertigt werden. Sie ist ein stärkeres Blatt Papier, das an den druckenden Stellen mit der abzugebenden Farbe beschichtet wird. Dazu legt man das Blatt auf eine spezielle Folie, die ähnlich wie Kohlepapier funktioniert, und schreibt oder zeichnet. Allerdings wird der Durchschlag nicht auf ein neues Blatt geschrieben, sondern auf die Rückseite des zu beschreibenden Papiers. Diese Kopie ist somit spiegelverkehrt und dient als Vorlage für den Druck. Die Matrize wird auf die Trommel des Druckers gespannt und diese per Hand oder gar elektrisch gedreht. Unter der Trommel wird das zu bedruckende saugfähige Papier hindurchgezogen, nachdem es hauchdünn durch einen Schwamm mit Spiritus benetzt wird. Der Alkohol löst etwas Farbe von der Matrize, und das zu bedruckende Papier nimmt diese auf – ein Abzug entsteht (frei nach Wikipedia.de) Der Geruch des Spiritus und die „Nudelmaschine“ sind mir als eine Technik meiner Ausbildungszeit in Erinnerung geblieben. Und so lassen sich noch viele Beispiele finden, wie aufwändig vor 25 Jahren die Büroarbeit war. So schön die Erinnerungen sind, hier bevorzuge ich die moderne digitale Technik. Ansonsten sind ist mir die persönliche Bedienung am Bankschalter lieber …

Heiner Brünjes

  3 comments for “Früher …

  1. Elfie sagt:

    Hallo, Heiner, dein Artikel hat mich an meine Diplomarbeit 1979 erinnert. Es war so, wie du es beschreibst. Wenn irgend etwas nicht stimmig war musste man die betreffende Seite noch mal schreiben.

    • Birthe sagt:

      Ja, Heiner, an diese Zeit kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Mußte meine Diplomarbeit 1968 auch noch auf einer Reiseschreibmaschine mit etlichen Durschlägen schreiben – und immer wieder die umständlichen Korrekturen oder -zig Neuschreiben einer ganzen Seite, bis das Werk endlich fertig war! Ich liebe meinen Computer, aber manchmal vergesse ich auch die Zeit dabei. Aber: KEIN Google – undenkbar! Beim Bankverkehr warte ich auch noch solange, wie möglich mit dem Online-Banking: PC-Ausfall oder Hacker, beides würde mich lahm legen. Allerdings gibt es in meiner Nähe auch keine Filiale mit Schalterverkehr und netten Angestellten mehr – aber mit den anonymisierten Kollegen Bankautomaten habe ich mich gut arrangiert.

  2. Dorothee sagt:

    Ich habe um 1960 als Volontärin und Redakteurin bei einer Tageszeitung gearbeitet. Damals gab es noch den Bleisatz. Die Setzer waren meine Freunde, denn sie korrigierten meine Rechtschreibfehler (gern machten sie sich auch über mich lustig, doch das konnte ich aushalten…) . Als der Umbruch kam und wir unsere Texte selbst eingaben, wurden eine Menge Leute arbeitslos: Setzer, Frauen, die den Satz korrigierten….
    Dorothee

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