Demografischer Wandel – Auswirkungen auf Sozialsysteme

Achtungs-Schild mit der Aufschrift: Demografischer Wandel

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Es wird immer wieder prognostiziert, dass die Zahl der Älteren in den kommenden Jahren deutlich steigt. Die Zahl der Menschen im Alter von 80plus wird von heute rund 4,4 Mio. bis 2030 auf 6,4 Mio. zunehmen. Davon könnte jeder Dritte an Demenz leiden. Tritt dieser Prozess ein, wird er enorme Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme haben. Über deren Anpassung wird in der Politik intensiv diskutiert werden müssen.

Man wird sich zum Beispiel überlegen müssen, wie unter diesen Umständen das Zusammenleben der Generationen gewahrt und vernünftig gestaltet werden kann. In dem niederrheinischen Dorf Haldern mit seinen 5.000 Einwohnern wird ein Projekt ausprobiert, das Pioniercharakter besitzt: Der Leiter einer Pflegeeinrichtung hat einen Kindergarten eingeladen, zu ihm ins Heim zu ziehen. Schon bald sollen auch das Gemeindezentrum, das Pfarrbüro und die Leihbücherei folgen. Ältere Menschen können oft nicht mehr ins Dorf kommen, aber das Dorf kann zu ihnen kommen. Von diesem neuen Modell des Zusammenlebens der Generationen gibt es schon viele in Deutschland, aber noch nicht genug.

Demografischer Wandel hat Auswirkungen im Bereich der Gesundheitspolitik

Offene Sprechstunde für pflegende Angehörige , Pflegeberufe, Mann mit Gehilfe wird gestützt

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Wie werden sich die Kosten der Krankenversicherungen entwickeln, wenn die Menschen immer länger leben? Zwei widerstreitende Theorien sind zum Beispiel die Medikalisierungsthese und die Kompressionshypothese. Erstere geht davon aus, dass eine steigende Lebenserwartung automatisch zu einer stärkeren Inanspruchnahme von Leistungen führt. Letztere sagt, die zusätzlichen Lebensjahre würden in vergleichsweise guter Gesundheit verbracht werden und die Erkrankungen würden sich nach hinten verschieben. Die Menschen in Deutschland würden also nicht nur länger leben, sondern auch länger gesund und leistungsfähig bleiben. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung war sich darüber 2011 noch nicht sicher, was realistischer ist. Fest steht: Die Veränderungen in der Alterszusammensetzung der deutschen Gesellschaft haben potenziell enorme Auswirkungen auf unsere sozialen Sicherungssysteme. Denn die sind größtenteils umlagefinanziert: Der jeweils erwerbstätige Teil der Bevölkerung zahlt also für die aktuellen Rentner beziehungsweise Leistungsbezieher, auch in der Pflege. Außerdem existieren als private Anteile „Riester-Rente“ und „Pflege-Bahr“.

Trotz der demografischen Entwicklungen der letzten Jahre mit einem durch die Familienpolitik geförderten leichten Anstieg der Geburtenquote und mit kleinen Reformschritten bei den Arbeitsbedingungen, bei den Unterstützungen junger Familien und bei der Altersversorgung muss mit einer mittelfristigen Schrumpfung der Erwerbstätigen gerechnet werden. Eine möglichst zeitnahe und intensive Debatte um die zukünftige Gestaltung der Rente ist unerlässlich.

In diesem Zusammenhang ist auch die Altersgrenze von 65 umstritten

in Rente, Wohnen Senioren gehen Hand in Hand

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Bei Einführung der Rentenversicherung 1891 erreichte kaum ein Arbeitnehmer die damalige Altersgrenze von 65 Jahren. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts werden Arbeitnehmer voraussichtlich 21,6 Jahre Renten beziehen können. Diese immer längere Rentenbezugszeit belastet das Sozialsystem. Längere Lebensarbeitszeiten stehen zur Debatte. Es geht augenblicklich um eine Anhebung auf bis zu 69 Jahre. Als Vorbild gilt Dänemark: Jeder kann ab 60 in Rente gehen, die aber reduziert ist. Für jedes weitere Arbeitsjahr erhöht sie sich. Entsprechend den Vorschlägen der EU-Kommission passen die Dänen das Renteneintrittsalter regelmäßig der steigenden Lebenserwartung an. So wird eine im Jahr 1974 geborene Dänin 2045 mit 71 Jahren in Rente gehen, ihre 1988 geborene Landsfrau allerdings dann erst im Jahr 2060 mit 72,5 Jahren. So bleibt die durchschnittliche Rentenbezugszeit fix, und zwar bei 14,5 Jahren. Sozialforscher stehen allerdings der Erhöhung des Renteneintrittsalters sehr kritisch gegenüber.

Wie man das Problem auch betrachtet, die Gesellschaft profitiert davon, wenn Ältere so lange wie möglich selbstständig leben können. Dabei geht es nicht nur um technische Hilfsmittel zur Bewältigung des Alterns und des barrierefreien Umbaus unserer Wohnungen, sondern auch um neue Formen des Zusammenlebens und der Versorgung im Alter. Weitere, sehr ausführliche und durch Zahlen belegte Ausführungen zum Thema finden sich in dem hier gekürzten Beitrag von Margaret Heckel

(Zusamengefasst von Gerd Feller)

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