Das leise Verschwinden der summenden Sechsbeinigen

Am 26. Oktober hatte die ZEIT einen Aufmacher der etwas anderen Art. Auf der Titelseite sah man Angela Merkel mit einem Falter vor dem Mund.

Insektensterben, Maikäfer sehr nah auf rotem Untergrund

(c)frauenseiten ; Antje Robers

„Das Schweigen der Lämmer…“, so schießt es einem durch den Kopf. Die Politik ignoriert das Verschwinden der Arten, ignoriert (nicht nur) das Sterben von Bienen. Insekten haben keine politische Lobby, ihr Verschwinden wird erst dramatisch (und vom Menschen erkannt), wenn es schon fast zu spät ist. Die Insekten – und mit ihnen die Vögel – verschwinden. Verschwinden ohne Aufschrei, unbemerkt.

 

Landwirtschaft wird rational durchgeplant

Rosa Kirschblüten

(c) v. Hacht

Eine 27 jährige Langzeitstudie aus Krefeld zeigt, dass durchschnittlich 76 % der Insekten in den letzten drei Jahrzehnten verschwunden sind. Insekten sind Teil eines zerbrechlichen Ökosystems, sind die summenden Helfer beim Bestäuben, sind Nahrung für Vögel und Kleintiere. Ihnen wurde durch die industrielle Landwirtschaft der Garaus gemacht. Glyphosat; Pestizide, die totale Überdüngung der Äcker und Monokulturen erklären der Vielfalt nicht den Krieg, sie sind schon Krieg. Krieg gegen das Leben. Mechanische Denkmodelle mit ökonomischer Ausrichtung ignorieren komplexe ökologische Zusammenhänge. Es geht um eine „rational“ durchgeplante Landwirtschaft, die nur eines verfolgt: Gewinnmaximierung, Steigerung der Erträge, Rationalisierung der landwirtschaftlichen Arbeit. Hier möchte ich den ausgezeichneten Artikel der Zeit ausführlich zitieren:

Insektensterben, Silberdistelblüte mit Biene

(c) Ulrich Börger

„ Was aber, wenn die mittlere Vernunft einen extremen Wahnsinn verhüllt? Wenn das Schlimme nicht schrill ist? Das ist offenkundig zurzeit der Fall; jedenfalls wenn es um die Ökologie geht. Der Insektozit ist unter anderem die Folge ganz gewöhnlichen Essverhaltens. So viel Fleisch, wie die Deutschen pro Jahr konsumieren, ist eben nur industriell herzustellen, mit Gülleflut, Massenproduktion von Futter und den entsprechenden Folgen für die Sechsbeinigen unter uns.“ (Bernd Ulrich, DIE ZEIT)

Was tun gegen das Insektensterben?

rohes Mett auf einem Brett

(c)barckhausen

Man kann das Insektensterben negieren, oder infrage stellen, wie es im Moment der Deutsche Bauernverband tut. („die Studie sei nicht wissenschaftlich…“) Wenn die Bauern aber auf die Bäume müssen, ist es zu spät. Man (angefangen bei einem selbst) kann etwas tun: Also den Fleischverzehr einschränken. Noch gesünder: ethisch und ökologisch motiviert: Vegetarier werden! Dafür sorgen, dass nicht die Fleischindustrie subventioniert wird, sondern Gemüse- Obst- Getreideanbau (ökologisch angebaut)!

Schöne Menschen Alte Frau mit Hantel

(c) fotolia; olly

Das würde als „Nebeneffekt“ auch noch der Volksgesundheit dienen. Es geht um 55  Milliarden Euro an Subventionen, die sinnvoll umzuverteilen sind. Und wenn man den Steuer“vermeidern“ (kriminelle Millionäre) auch noch das Vermeiden von Abgaben schwermacht, wie leicht könnte man den Hebel herumlegen und der Landwirtschaft zur ökologischen Vielfalt, den verhungernden Staren zu eigens angelegten Blaubeerfeldern, den Sechsbeinigen zu gewaltigen blühenden Landschaften verhelfen. Welch eine Farbenpracht käme da auf uns zu!

Man kann das Alter nutzen und radikal werden

Es gibt sie, die Narrenfreiheit des Alters. Unbequem, laut und phantasievoll sein, um auch den Enkeln eine Erde zu hinterlassen, die lebt, vielfältig und schön ist. Der Horrorvorstellung, dass es bald einen Frühling ohne Vogelsang gibt, aktiv begegnen… So wie die Großmütter in der Schweiz, die den Staat verklagt haben, weil er die Umwelt nicht ausreichend schützt. Aber das wird noch ein weiterer Artikel.

Mehr Informationen: http://www.insektengalerie.de/

Monika Thiele

  2 comments for “Das leise Verschwinden der summenden Sechsbeinigen

  1. Elfie Siegel sagt:

    Wir Senioren können sofort etwas tun: Unterstützen Sie die Kampagne gegen das hinterlistige Manöver des Agrarministers Christian Schmidt (CSU) der die Entscheidung des Umweltministeriums ignoriert hat und für die weitere Verwendung von Glyphosat gestimmt hat. Sie können dagegen protestieren unter der Adresse http://www.campact.de/Glypho-Gate Und Sie können sich unter der Adresse weiter informieren.

  2. Yvonne sagt:

    Vegetarier ist hierfür auch nicht die Lösung. Dann gibt es Massenanbau, Wald/Regenwaldrodung und Monokulturen. Nicht nur in Deutschland. Ökologischer Anbau alleine kann diese Menschenmassen nicht ernähren. Wir sind einfach zu Viele. Aber für das Wohl der Tiere wäre es ein guter Anfang.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert