Am 29. Oktober hat die Winterzeit bei uns mit einer Sturmflut begonnen. Bei mir, vor dem Garten, ist an diesem Tag die Weser über die Ufer gelaufen. Der Schreck ist mir dabei nicht in die Glieder gefahren, denn Sturmfluten sind hier nicht ungewöhnlich. Da sich bis Bremen der Wasserstand der Weser durch Ebbe und Flut regelt, läuft nach einigen Stunden – bei Ebbe – alles Wasser wieder in die Weser zurück.
Darum sind auch an diesem Tag im Wirtshaus „Grauer Esel“, das direkt am Hafen steht, die Lichter nicht ausgegangen. Dort kann man nämlich „die Schotten dicht machen“, so dicht, dass durch Fenster und Türen kein Wasser eindringen kann. Und dies muss auch noch erzählt werden: Hier haben die Bremer Stadtmusikanten – Esel, Hund Katze, Hahn – bis an ihr Lebensende gewohnt. Der Esel ist als letzter gestorben. Zu Erinnerung trägt das Lokal seinen Namen, und er steht – in Bronze gegossen – vor der Tür. Am letzten Sonntag wieder einmal bis zum Hals im Wasser.
Hoffentlich hat sich der Esel nicht erkältet – so mit dem Bauch stundenlang im kalten Wasser….
Der kleine Esel hat noch viel mehr ausgehalten. Es gab ihn schon einmal aus Beton, doch in dieser Figur wurden ihm die Ohren abgebrochen. Vegesacker haben dann Geld gesammelt und dafür gesorgt, dass er in Bronze gegossen wurde. Jetzt rutschen manchmal Kinder auf ihm herum. Das gefällt ihm, denn nun ist sein Rücken immer blitzeblank. Wasser stört ihn nicht.
Kleine Brise