Fahr´n, fahr´n, fahr´n auf der Autobahn…

Autobahn, Autofahren, rotes Spielzeugcabrio

(c) barckhausen

Das war 1974 der Titelsong aus dem Studioalbum der Band Kraftwerk aus meiner Heimatstadt Düsseldorf, der damals ein Erfolg wurde. Es werden Eindrücke besungen von Autobahnfahrten, die beim Zuhörer den Wunsch aufkommen lassen, sie nachzuerleben. Purer Fahrspaß! Nun, dann man los!

Im Juli 2017 fuhren meine Frau und ich wieder einmal im PKW nach München. Warum wir nicht mit dem Zug gefahren sind? Weil meine Frau schwer gehbehindert und die Bahn eben noch nicht durchgehend und überall barrierefrei ist, und weil wir mit dem PKW flexibler sind und mehr von der Landschaft genießen können.

Freudig gestimmt ging es trotz vorangegangener Dauerregentage im Sonnenschein los. Es sollte sogar heiß werden, allerdings nicht nur wettermäßig. Auf der A 27 Richtung Walsrode schien erst einmal alles normal, hier und da mussten LKWs überholt werden, aber der Verkehr rollte zügig trotz der Ferienzeit.

Auf der A 7 änderte sich dann die Lage

Reifenprofil (https://de.fotolia.com/id/124530202)

(c)fotolia / goldencow_images

Zunehmend mussten wir die linke oder bei Dreispurigkeit die mittlere Fahrbahn nutzen, weil die rechte vom LKW-Verkehr vereinnahmt wurde. Sehr häufig begleiteten uns kilometerlange geschlossene LKW-Mauern. Auf der Gegenfahrbahn war es noch schlimmer. Da gab es lange Staus, und wir frohlockten schon, wenigstens zügig, wenn auch langsam voranzukommen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug nur 80km/h. Doch hinter Fulda fing dann auch für uns der Schlamassel an und dauerte bis zum Kreuz Biebelried bei Würzburg. Fahr´n, fahr´n, fahr´n wurde von stop, go, stop, go, stop, go abgelöst. Die LKW-Schlangen wurden noch länger als vorher. Uns konnte es egal sein, wir waren nicht beruflich unterwegs und hatten sowohl Verpflegung im Auto als auch durch einen Zwischenaufenthalt unser Bett für die Nacht gesichert. Die anderen Verkehrsteilnehmer konnten einem Leid tun.

Auf der Rückfahrt ging die Reise über Lindau, Freiburg, Ruhrgebiet und A 1. Wir ließen uns 3 Tage Zeit, aber die hohe Verkehrsdichte blieb. Höhepunkt war die Bundesstraße 31 entlang des Bodensees. Die Anwohner der Ortsdurchfahrten müssen ziemlich genervt sein.

Das Autobahnerlebnis der Band Kraftwerk 1974 ist wohl Vergangenheit.

Technik für Senioren, Verkehrsschild: Einfahrt verboten

(c) frauenseiten, Hess

Heute lässt die Autobahn kaum noch Freude am Fahren und Genuss der Landschaftsbilder zu. Nicht nur Engpässe durch Baustellen, sondern auch waghalsige Fahrweisen, Drängeln einiger Zeitgenossen, Überholen auf der rechten Seite, und was es da noch so an Ordnungswidrigkeiten gibt, verursachen schwere Unfälle, häufig auch durch LKWs, und zwingen trotz defensiven Fahrens zu großer Konzentration. Die vielen Schallwände entlang der Strecke fallen gar nicht ins Gewicht, denn am Schluss konnte man sagen, man sei 2.100 km durch Deutschland gefahren und habe meistens einen LKW als Begleiter neben, vor oder hinter sich gehabt.

Unsere Wirtschaft boomt. Viele Jahre ist nicht nur die Sanierung der BAB zu kurz gekommen, sondern auch der Ausbau des Gütertransports mit Bahn und Schiff wurde trotz der sich abzeichnenden Folgen vernachlässigt. Wie ich meine, haben die Verkehrsminister der letzten Legislaturperioden zu offene Ohren für die Interessen der KFZ- und Speditions-Lobbyisten gehabt. Wie lange wird es dauern, bis der Verkehr auf den Autobahnen mehr steht als geht? Diese Fahrt hat mich überzeugt, dass Verkehrsminister, zuletzt Minister Dobrindt, viel Glück haben, wenn sie in den Umfragen zur Beliebtheit von Politikern wenigstens noch an letzter Stelle genannt werden.

Gerd Feller

  1 comments for “Fahr´n, fahr´n, fahr´n auf der Autobahn…

  1. Sabine sagt:

    Das kann ich alles nur bestätigen.
    Wir bauen immer größere Lagerhallen in die Landschaften entlang der Autobahn, damit die Firmen sich kaum noch welche erstellen brauchen und immer mehr Lagerhaltung auf die Strassen verschoben wird.Das nennen wir dann „just in time“. Die Windkrafträder, eigentlich eine gute Sache, brauchen auch schon extra Autobahnparkplätze um am Tage alles vorzubereiten, damit der Abtransport dann in der Nacht erfolgen kann. Gute Nacht! Für die LKWs werden immer mehr und immer größere Autobahnrastplätze gebaut. Wo sollen sie auch hin, wenn sie ihre Ruhepausen einhalten wollen.Viele haben sich inzwischen schon in Wohnbebieten ihr Plätzchen gesucht. Wie wollen wir das bloß aufhalten? Sabine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert