Nachhaltigkeit ist ihr Thema – Ethik ist ihr wichtig

Im Beirat Östliche Vorstadt lernen wir uns kennen. Begeistert erzählt die 66jährige von ihrer Arbeit zum Thema „Nachhaltig wirtschaften“. Ihre Freude an der Sache gefällt mir. Ihr Ziel ist, Betriebe die nach ethischen Kriterien wirtschaften, bekannt zu machen. Und sie führt aus: Große Projekte und Unternehmen werden von Managern geführt. Sie sorgen für sich und die Aktionäre, wollen kurzfristig viel Geld erwirtschaften. Dagegen wollen Eigentümer das Unternehmen langfristig erhalten und sorgen damit auch für ihre Beschäftigten.

Wirtschaft sollte überschaubar sein

Frauenportrait

Irmgard Lindenthal (c)Merten Sievers

Irmgard Lindenthal hat Wirtschaft studiert, in London gelebt, in verschiedenen Betrieben gearbeitet, an Wirtschaftsschulen unterrichtet und als Fachleiterin Referendarinnen und Referendare für Wirtschaftsschulen ausgebildet. Ihr liegt viel daran Wirtschaft überschaubar zu machen und zu zeigen, wie Nachhaltigkeit konkret aussehen kann. Als Beispiel erzählt sie von einer Bäckerei: Der Meister verzichtet auf das Brötchen-Geschäft am frühen Morgen. So kann er ausgebildete Mitarbeiter auf Dauer halten. Denn ein Arbeitsbeginn gegen vier Uhr über Jahrzehnte geht auf die Gesundheit. Außerdem kauft er regional angebautes Bio-Mehl. Und die Kunden können durch eine Glasscheibe in die Backstube schauen und den Produktionsprozess beobachten. Mehrere positive Komponenten kommen hier zusammen: Wertschätzung der Arbeitskräfte, überschaubare Produktion, Kooperation mit regionalen Bauern.

Sie organisiert Betriebserkundungen

Betriebe, die möglichst viele Kriterien des nachhaltigen Wirtschaftens berücksichtigen, besucht Irmgard Lindenthal zusammen mit Interessierten. Diese Besuche organisiert sie für die Landesarbeitsgemeinschaft Wirtschaftspolitik der Grünen.

Wir fahren nach Walle

Ausgebaute, hölzerne Eingangstüren

Bremer Bauteilbörse (c)Elfie Siegel

Diesmal sind wir im Industriegebiet Walle in der Bauteilbörse. Die Ingenieurin Karin Strohmeyer empfängt uns. Sie ist gelernte Tischlerin und hat Architektur studiert. 20 Interessierte sind gekommen. Wir sitzen auf stapelbaren Stühlen, die 10 Euro pro Stück kosten, und auf 70 Jahre alten Hockern mit Binsengeflecht. Aber die sind nur Nebenbei-Artikel.

Vieles ist zu schade zum Wegwerfen

Nachhaltigkeit, Teile von alten Fenstern

Bauteilbörse (c)Elfie Siegel

Karin Strohmeyer erläutert das Konzept der Nachhaltigkeit: Wir arbeiten gegen das Wegwerfen. Vieles ist einfach zu schade zum Entsorgen. Manches hat auch einen historischen Wert. Aber auch neuere Teile, die noch Lebenszeit hätten, bewahren wir. Wir gehen auf Baustellen und holen Bauteile raus. Oft sind sie von einer Qualität, die es heute nicht mehr gibt. Wir arbeiten mit Entsorgungsbetrieben zusammen und haben ein Netzwerk von Handwerkern, die mit älterem Material umgehen können. Zum Beispiel gibt es viele Türen aus Altbremer Häusern.

Eine Erfolgsgeschichte

Bauteilbörse, antike Heizkörper

Bauteilbörse (c)Elfie Siegel

Seit 14 Jahren arbeitet die Bauteilbörse; sie ist die älteste in Deutschland. Der Betrieb hat fünf Leute fest angestellt und zwei auf 450 Euro-Basis. „Wir haben eine Erfolgsgeschichte hier in Walle – anders als der Space Park.“ Karin Strohmeyer lächelt verschmitzt.

Neugierig streifen wir mit Irmgard Lindenthal durch das Lager. Wir sehen reihenweise schöne Türen, alte und neue Fenster, Veranda-Türgriffe, Kacheln mit Jugendstilmotiven, gusseiserne Heizkörper, grüne und rosa Waschbecken, Hunderte von Türdrückern, zwei Holz-Wendeltreppen, aufwendige Holzportale, verschnörkelte Eisenzäune, Körbe voller Wasserhähne und und …Die Teile werden vorgestellt, gesucht und gefunden unter www.bauteilboerse-bremen.de

Elfie Siegel

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