Time is honey – vom Umgang mit der Zeit

Zeitung mit Brille und Kaffeetasse

(c) bremen.online, Nina Reddemann

Es ist ein oft gepflegtes Bild, dass Senioren keine Zeit haben. Vielleicht ist aber nur der Umgang mit der Ressource „Zeit“ ein anderer, als während der Phase der Berufstätigkeit.

Selbstbestimmt statt fremdbestimmt, konzentriert auf eine Sache, während früher eine aktuelle Aufgabe im Vordergrund stand und die anderen nicht ganz so aktuellen Dinge in der Schwebe gehalten werden mussten, damit keines davon abstürzt.

Wir „Ruheständler“ gehen mit der Zeit anders um, als früher. Wir wollen sie nicht verlieren, weil wir nicht wissen, wie viel uns noch bleibt. Auch aus diesem Grund schlagen wir sie nicht tot, wir sparen sie auch nicht, weil sie   ebenso wie unser Geld zurzeit auf der Bank   keine Zinsen bringt. Der Negativzins beim Zeitsparen heißt gegebenenfalls: einmal versäumt, auf immer versäumt.

Graffity time is honey

Graffity in der Graf-Moltke-Straße (c)Mittermeier

Zeit kann man, besser muss man genießen, wenn man sie hat. Und wir Senioren haben davon mehr denn je vorher in unserem Leben. Und Zeit zu haben ist süß   wie Honig  , allerdings ohne jegliche Gefährdung für Diabetiker und auch ohne Kariesgefahr für die Zähne. Das Seniorenleben bietet Gelegenheit zum „Entschleunigen“ (Das Wort „gemächlich“ finde ich schrecklich, es kommt in meinem Wortschatz nicht vor!), wir können dabei ohne Schuldgefühle auch einmal Zeit verschwenden. Dabei genieße ich es, die Dinge in meiner täglichen Umgebung bewusster und reflektierter wahrzunehmen.

Die Langsamkeit zu entdecken, kann sinngebend sein – siehe Literatur. Otto Reutter singt in seinem Couplet Nehm‘n Se‘n Alten:

Nehm‘n Se‘n Alten, nehm‘n Se‘n Alten!
Der ist froh, wenn Sie‘n behalten,
der bleibt treu in Ewigkeit,
wird immer treuer mit der Zeit!
Nehm‘n Se‘n Alten, nehm‘n Se‘n Alten!
Der küßt voller Liebesqual,
Denn er denkt bei jedem Kusse:
’s ist vielleicht das letzte Mal!

Enkelin auf dem Schoß des Großvaters

(c) I. Anziferow

Und da fällt mir noch eine kleine Geschichte ein: Der Enkel fragt seinen Großvater: „Opa, was ist eigentlich Ewigkeit?“ Der Großvater erklärt: „Du kennst doch die Alpen, das große Gebirge im Süden Europas. Stell Dir vor, ein kleiner Vogel fliegt einmal im Jahr in die Alpen, um sich seinen Schnabel an den Felsen zu wetzen. Wenn er dabei die Alpen soweit abgeschliffen hat, dass kein noch so kleiner Hügel davon mehr da ist, dann ist eine Sekunde der Ewigkeit vergangen.“

Geniessen Sie Ihre Zeit!

Dirk Mittermeier

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