Das Mittwoch-Rätsel – Ausgabe 2

Ottjen Alldag Georg-Droste-Gedenkstätte. Ausschnitt

(c) hhs

Unser Ratespiel durch die Bremer Geschichte geht weiter – Besuch im Schnoor.
Können Figuren und Gebäude reden? Natürlich nicht. Aber in unserer Phantasie können sie es! Thea, seit vielen Jahren Stadtführerin, macht es uns vor. Sie interviewt Bremer Sehenswürdigkeiten, und Sie können raten, wenn sie getroffen hat. In dieser Folge ist sie im Schnoor unterwegs. In Bremens ältestem Stadtteil. Dort hat sie einen kleinen Jungen entdeckt, der einer Katze hinterher klettert.

Das Gespräch

Junge, paß auf, dass du da nicht runterfällst.

Du bist nicht meine Oma. Du kannst mir gar nichts sagen.

Paß doch auf. Gleich springt dir die Katze auf den Kopf.

Das ist der Satan. Der muss weg.

Hast du keine Eltern, die auf dich aufpassen?

Du nervst. Siehst du nicht, dass ich mich in diesem Netz aus Kupferrohren überall festhalten kann. Das hat sich der Bildhauer Klaus Homfeld doch extra so ausgedacht.

Du bist doch Ottjen, der kleine Alldag? Stimmt’s?

Genau.

Dann wundert mich gar nichts mehr. Du bist ein gräsiger Swienägel von Jung! Das hat deine Großmutter gerufen, weil du die Regentonne mit dem schönen sauberen Wasser umgeschmissen hast. Und dann hat sie auch noch ihren Schuhanzieher unten in der leeren Regentonne gefunden.

Ja, ich hab mein Großmutter ihrn Schuhanzieher inner Regentonnen gesmissen und bin ein Flätangel von Jung.
Ja, ich bin ein Flätangel von Jung.

Jetzt erzähle ich dir mal was, du Flätangel: Dich haben die alten Bremer ganz doll in ihr Herz geschlossen. Alle deine Streiche hat nämlich ein Schriftsteller aufgeschrieben. Der heißt Georg Droste. Das war 1913

Das weiß ich. Aber du erzählst es falsch. Georg Droste hat alles schön erzählt, aber seine Tochter hat es aufgeschrieben.

Was sagst du da?

Georg Droste war ein blinder Mann. Eine Krankheit hat seine Augen kaputt gemacht.

Wie entsetzlich. Weißt du auch wie alt er war, als er blind wurde?

Nö. Aber er hat in der Schule Lesen und Schreiben gelernt. Und bei einem Wollkaufmann hat er auch noch gelernt. Und dann kam die Krankheit.
Soll ich noch was sagen? Du nervst.. Kannste nich weitergehen. Besuch mal das ole Snoorhuus. Brauchst dich nur umzudrehen und die Tür aufmachen. Schon biste drin.

Du bis ein echter Schlingel. In das Institut für niederdeutsche Sprache hier im Snoorhus wollte ich sowieso gleich gehen. Pass bloß auf, dass du nicht doch noch von der Wand in den Brunnen fällst. Ich hole dich da nicht raus.

Kannste ja auch gar nich. Bist ne olle Oma.

Na, töf man, Ottchen!

Thea dreht sich um und holt tief Luft. Jetzt hat sie gerade so geredet, wie einst ihre Großmutter. „Töf man“, hieß es immer, „wart’s ab“, wenn sie nicht gehorchen wollte.

Und jetzt die Frage: Wo ist die Georg-Droste-Gedenkstätte?

  • Ecke Schnoor/ Spiekerbartstraße?
  • Ecke Wüste Stätte/ Hinter der Holzpforte?
  • Ecke Marterburg/ Schnoor?
Ottjen Alldag Georg-Droste-Gedenkstätte

(c) hhs

Ein kurzer Spaziergang reicht, um die Lösung zu finden. Im Internet ist die Suche auch nicht schwer:http://de.wikipedia.org/wiki/Ottjen_Alldag#Pr.C3.A4senz_im_Bremer_Stadtbild

Das Buch
Der Roman „Ottjen Alldag“ ist in Bremer Platt geschrieben, wie es um 1900 in Bremen gesprochen wurde. Wer noch ein bißchen Platt im Ohr hat oder es sogar spricht, wird auch heute noch sein Vergnügen an „Ottjen Alldag un sien Kaperstreiche un dat plattdütsch Kinnerleben an´r Waterkante“ haben.
In dem Interview mit Thea klingt etwas davon an: Warum Ottjen, das „Sonndagskind“, die Katze einen Satan nennt, steht im fünften Kapitel. Der Ärger um die ausgelaufene Regentonne und das Donnerwetter von Mutter und Großmutter dazu im zehnten.

Helga Schnatmeyer

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