Zweimal aufgestanden

Landeplatz auf einem Schiffsheck

Hier landete der Hubschrauber in der Neujahrsnacht. (c) hhs

Das erste Mal

Ich habe Silvester und Neujahr auf einem Schiff gefeiert und verschlafen. Ich bin dabei zwischen Kiel und Oslo hin und her gefahren.

In der Neujahrsnacht bin ich plötzlich aufgewacht, weil das Schiff einen Höllenlärm machte: Es hatte den Rückwärtsgang eingelegt. Das konnte ich durch das große Bullauge in meiner Heckkabine sehen. Du lieber Himmel? Rammen wir jetzt ein Schiff oder fahren gegen eine Insel? Ich suchte nach meiner Rettungsweste. Fand sie aber nicht. Mist, wir sollten uns doch am Fernseher über die Rettungsmaßnahmen informieren. Hatte ich aber nicht…

Am dunklen Nachthimmel tauchte plötzlich ein Hubschrauber auf. Ein Hubschrauberdeck hatten wir an Bord. Es lärmte noch einmal über dem Schiff. Dann hatte ich den Eindruck, dass der Hubschrauber landete und kurz darauf wieder startete. Ich kroch wieder in meine Koje, mit dem festen Vorsatz, mich morgen um die Rettungsvorschriften zu kümmern.

Was war in dieser Nacht passiert? Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass ein Passagier krank geworden war, und der Hubschrauber hatte ihn zum Krankenhaus geflogen. Für mich war das ein guter Start in das neue Jahr, denn es hat mich daran erinnert, dass sich in unserer Gesellschaft Menschen bereit halten, um zu helfen, wenn jemand in Not ist.

Das zweite Mal

Detail eines Geigenhalses

(c) Frauenseiten, Bartmann

Ich habe zu Weihnachten eine Karte zum Neujahrskonzert in der Philharmonie in Luxemburg bekommen. Ich habe mich darüber sehr gefreut, denn mir gefällt das großartige Philharmonie-Gebäude sehr. Das Programm paßte auch zu meiner Stimmung, denn es begann mit einer Ouvertüre von Rossini und endete mit dem Johann Strauss Walzer An der schönen blauen Donau. Warum ich das hier erzähle, kommt jetzt:

Konzertanfang sollte um 20 Uhr sein. Doch Gustavo Gimeno hob nicht den Taktstock, stattdessen erhob sich das Publikum. „Ist das eine Rettungsübung?“, dachte ich sofort und stand auch auf, doch meine Nachbarin flüsterte mir zu: „Der Großherzog von Luxemburg hat Platz genommen“.

So ein kleines Land mit soviel Tradition! Diesmal kam mir mein Aufstehen ein bisschen überflüssig vor. Oder fehlt mir als Deutsche etwas? Sollte ich mir vielleicht unseren alten Kaiser Wilhelm (nicht den letzten, den ersten) zurück wünschen?

Zweimal bin ich zu Anfang dieses Jahres aufgestanden und zwei Mal gab es gute Gründe. Über den letzten Grund denke ich noch ein bisschen weiter nach.

Kleine Brise

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