Es war das Jahr 1960. Im September wurde unser zweiter Sohn geboren. Leider kam er krank auf die Welt und verbrachte seine ersten Lebenswochen in der Kinderklinik. Unendlich glücklich durften wir ihn im November heimholen.
Sein großer Bruder ging mit seinen gut drei Jahren in den Kindergarten. Anfang Dezember fragte mich die Kindergärtnerin, die so heißgeliebte Tante Brigitte, ob sie sich wohl unseren Jüngsten „ausleihen“ dürfe. Er solle als Christkind in der Kirche in der Krippe liegen, während die Kinder der Gemeinde das Krippenspiel aufführten.
Ja, natürlich….aber: was ist, wenn er in der ungewohnten Umgebung weinen würde? Keine Sorge, meinte Tante Brigitte: Christkinder weinen nicht.
Ein lebendiges Christkind
So zogen wir denn mit Kinderwagen und großem Bruder zur Kirche. Mit dabei ein Fläschchen; das sollte er vorher noch zu trinken bekommen. Ja. Und dann füllte sich die Kirche, das Krippenspiel begann und wir waren glücklich, dass unser Kleiner, um den wir so gebangt hatten, nun als Christkind in der Krippe lag. Die Kinder, die um die Krippe herum spielten, lugten immer mal in die Krippe, denn ein lebendiges Christkind, das hatten sie noch nicht gesehen.
Und wie schön war es für uns, dass über den Krippenrand immer mal eines seiner Händchen hervor kam. Das war ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Unvergessen bis heute.
Gisela E. Walther
Die wahren Geschichten sind doch die schönsten!