Vor 127 Jahren: Eine Frau ruft zum Frieden auf

Frauenportrait, alter Stich

By Martin Maack [Public domain], via Wikimedia Commons

Bertha von Suttner – Mein Gedankensprung zum Volkstrauertag 

Im November gedenken wir unserer Toten. Die Katholiken zuerst mit ihrem Fest „Allerheiligen“, danach –  am Totensonntag – schmücken die Protestanten ihre Gräber. Ein Tag ist für alle gedacht: der Volkstrauertag. In diesem Jahr wird er am zweiten Novembersonntag begangen. Doch für wen? Der Tag wurde 1919 eingeführt, um an die Toten des Ersten Weltkriegs zu erinnern. In der Bundesrepublik kam das Erinnern an die Toten des zweiten Weltkrieges dazu. Doch wer lebt heute noch, um sich an einen Soldaten zu erinnern, der im letzten Krieg gefallen ist?  Wieviel Witwen und Waisen leben noch und erinnern sich an  Menschen, die vor fast achtzig Jahren im Bombenhagel und auf der Flucht ums Leben kamen? Die meisten von ihnen sind vermutlich längst gestorben.

Brauchen wir den Tag also noch? Ja, denn an diesem Volkstrauertag wird im Bundestag auch der 65 Millionen Flüchtlinge gedacht, die täglich durch Gewalt, Krieg und Unterdrückung vertrieben werden.

Doch warum gibt es längst wieder Kriege? Wo ist ein weltweite Protest gegen Krieg und Vernichtung? Ich kenne keine Antwort. Aber ich bin beim Fragen und Antwortsuchen auf eine Frau gestoßen, die schon 1889 mit ihrem Roman „“Die Waffen nieder“ als Pazifistin weltweit Aufmerksamkeit erfuhr: Es ist Österreicherin Bertha Freifrau von Suttner (1843-1914).

„Ein frischer, fröhlicher…Krieg“

In ihrem Roman schildert sie – in Form einer Autobiografie – die Geschichte einer jungen Witwe, deren erster Mann im Krieg fällt. Beschrieben wird auch, welche Begeisterung man im  19. Jahrhundert für das Militär empfand. Ein Beispiel daraus:

Aber an jenem 1. April sagte mir mein Mann allen Ernstes: „Weißt du, Schatz – es wird bald losgehen.“

„Was wird losgehen, mein Liebling!“

„Der Krieg mit Sardinien.“

Ich erschrak. „Um Gotteswillen – das wäre furchtbar! Und mußt du mit?“

„Hoffentlich.“

„Wie kannst du so etwas sagen? Hoffentlich fort von Weib und Kind?“

„Wenn die Pflicht ruft …“

„Dann kann man sich fügen. Aber hoffen – das heißt also wünschen, daß einem solch bittere Pflicht erwachse –.“

„Bitter? So ein frischer, fröhlicher Krieg muß ja was Herrliches sein. Du bist eine Soldatenfrauvergiß das nicht –.“

Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass es diese Begeisterung für einen Krieg gab. Doch mein Onkel Heinz Bormann muss das noch gefühlt haben, denn ich weiß, dass er sich als Abiturient freiwillig als Soldat für den zweiten Weltkrieg gemeldet hat und gefallen ist.

Mit Alfred Nobel im Gespräch

Junge Frau Ende des 19. Jahrhunderts

von Unbekannt (http://www.berthavonsuttner.com/) [Public domain], via Wikimedia Commons

Bertha von Suttner hat als Pazifistin weltweit Anerkennung und Zuspruch erfahren. Sie hat zahlreich Schriften verfasst und weitere Romane geschrieben. In Paris lernte sie Alfred Nobel kennen, den sie anregte, zu seinem Nobelpreisen auch noch einen Friedenspreis hinzuzufügen. 1905 wurde sie selbst damit ausgezeichnet. Sie starb in Wien am 21. Juni 1914, ein paar Tage bevor der Erste Weltkrieg ausbrach. In Ihrem Roman „Die Waffen nieder“ läßt sie ihre Ich-Erzählerin in einem Gespräch sagen: „Der bewaffnete Friede ist keine Wohltat … und nicht lange soll uns der Krieg verhütet bleiben, sondern immer. Wenn man sich auf die Meerfahrt macht, soll die Zusicherung nicht genügen, daß das Schiff an keiner Klippe zerschelle. Daß die ganze Fahrt glücklich überstanden werde, danach wird der ehrliche Kapitän trachten.“

Der Volkstrauertag

Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt und organisiert. Der Volksbund betreut heute im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa 2,7 Millionen Kriegstoten auf über 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten. Er wird dabei unterstützt von mehr als einer Million Mitgliedern und Förderern sowie der Bundesregierung. Das Leitwort ist: Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden.

Kleine Brise

  1 comments for “Vor 127 Jahren: Eine Frau ruft zum Frieden auf

  1. Hedwig sagt:

    Heute wird zwar der Krieg zum Glück nicht mehr verherrlicht. Aber ich finde, der Ausdruck „gefallen“ verharmlost das Elend eines Krieges.

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