Ist der Zauber der Ferien verloren gegangen?
Nun gab es endlich Ferien, und wir guckten bei den Enkeln vorbei um auch das Zeugnis, für das viel gearbeitet wurde, mit einer kleinen Auffrischung für die Urlaubskasse zu belohnen. Unsere Enkelin machte gar nicht diesen total glücklichen Eindruck, wie ich den früher bei mir immer feststellte, wenn endlich die „schönste Jahreszeit“, die Sommerferien, begann.
„Was ist los“, fragte ich sie. „Du hast doch nun sechs Wochen frei und ein tolles Zeugnis obendrein.“ „ Ja, schon“, meinte sie, „aber das Urlaubsgefühl ist noch nicht so recht da!“.
Ende der langen Urlaube
Ich musste an einen Zeitungsartikel denken, den ich neulich las. Da ging es genau um diesen Punkt. Der Freizeitforscher Horst Opaschowski und Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien erläuterten das neue Freizeitverhalten. Die langen Urlaube, so wie man sie früher machte und drei Wochen an die See, oder in die Berge verschwand, sind heute völlig out. Die Leute fahren in Kurzurlaube von knapp einer Woche und nicht wie früher immer wieder an denselben Urlaubsort, sondern erkunden die Welt.
Für Jugendliche ist es wichtig am Urlaubsort WLAN Netz zu haben
Und sie sind verwöhnt, denn tolle Badelandschaften mit Karibikflair, haben sie das ganze Jahr, und Essen gehen ist auch nichts Besonderes mehr. Früher ging man, wie die Freizeitforscher schreiben, mit der Familie höchstens mal an runden Geburtstagen ins Restaurant oder eben im Urlaub. Heute findet laut Herrn Opaschowski im Urlaub nur noch eine gesteigerte Variante des Alltags statt.
Da kommen wir wieder zu unserer Enkelin. Sie segelt mit den Eltern nach Helgoland. Segeln ist ihre Leidenschaft, aber das machen sie, wie der Forscher es sagt, nicht nur im Urlaub. Sonst sind sie auf der Weser und die gesteigerte Urlaubsform ist Helgoland.
Gertrud von Hacht