Uropa
Hermann trug jeden Tag Holschen in denen er über den Hof klapperte oder über die Felder ging. Lederschuhe wurden nur zum Kirchgang und zu Feierlichkeiten getragen. Er sprach fast nur Plattdeutsch, gab sich aber sehr große Mühe korrektes Hochdeutsch mit seiner Urenkelin zu sprechen, wenn diese zu Besuch kam.
Opa, wat is dat?
Eines Tages gab dieser Opa seiner Urenkelin ein Stück Stoff mit Knöpfen. Der Stoff war weiß mit schmalen, dunklen Streifen und hatte neben einem Halsbündchen noch eine Knopfleiste mit drei aufgenähten Knöpfen sowie unten rechts und links jeweils einem Knopf. Das ist ein „Bostdook“, also ein Brusttuch, erklärte Hermann und wollte jetzt ein neues genäht bekommen.
Jahrgang 1875
Hermann war schon fast 99 Jahre alt, als er diesen Wunsch äußerte. Ein solches Brusttuch konnte man nirgendwo mehr kaufen, es musste genäht werden. Es war ein günstiger Hemdeinsatz, den man unter der Strickjacke oder Weste festknöpfte. Auf diese Weise wurden die guten Hemden geschont.
Sophie Mory