Aussteuerversicherung

Aussteuer, Stapel Handtücher

(c) Barckhausen

In den fünfziger Jahren schlossen viele Eltern eine Aussteuerversicherung für ihre Töchter ab, damit diese ein gutes Startkapital für eine Aussteuer besaßen, falls der Tag der Hochzeit eventuell zu plötzlich vor der Tür stand. Die Aussteuer sollte den Grundstock legen, für Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher, Geschirr, Gläser und Besteck. Nach Möglichkeit für zwölf Personen, denn seinerzeit war es noch üblich, Gäste zuhause zu bewirten.

Diese teilweise noch sehr jungen Eltern, besaßen selber kaum oder nur sehr wenig Aussteuer, denn nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Menschen größtenteils andere Sorgen, als an eine Aussteuer zu denken. Der Verdienst war in dieser Zeit verhältnismäßig gering, wenn man nicht einem begüterten Haus entstammte. Dennoch knapsten diese verantwortungsvollen Menschen für ihre Kinder die paar Mark zusammen, damit diese es einmal besser haben sollten als sie selbst. Sicherlich hätten diese jungen Leute ihr Geld viel lieber für sich ausgegeben, hätten sich Wünsche erfüllt für ihren eigenen, kleinen Haushalt nach diesen bitteren Kriegs- und Nachkriegsjahren, in denen sie gefroren und gehungert hatten.

Wahrscheinlich war die gesellschaftliche Einstellung damals weniger egoistisch als es heute zum Teil scheint. Vielleicht waren die Menschen deshalb zufriedener und ausgeglichener. Sie verstanden wohl in erster Linie zu geben und danach zu nehmen.

Sophie Mory

  1 comments for “Aussteuerversicherung

  1. Sabine sagt:

    Not schweißt die Menschen zusammen, aber der heutige Alltag sorgt auch für Hektik und Unzufriedenheit.
    Neulich las ich in der Zeitung, dass die meisten Deutschen sich mehr Zeit für sich und die Familie wünschen.

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