Die goldene Tabakdose

Münzen und Scheine

(c) frauenseiten, A. Robers

Im Besitz unserer Familie befindet sich seit Generationen eine goldene Schnupftabak-Dose, deren Geschichte von Generation zu Generation ehrfurchtsvoll weiter gegeben wurde.Ich hielt sie schon als Kind staunend in den Händen und ließ mir vom Vater immer wieder erzählen, wie der alte Fritz sie vor unendlich langer Zeit einem meiner Urgroßväter als Dank überreicht hatte. Auf dem Deckel prangte unser Familienname in großen Lettern.

Der Deckel ließ sich allerdings nur schwer öffnen und im Grunde hatte die Dose eine unpraktische Größe, denn wer nutzt heute noch Schnupftabak außer unserem kürzlich verstorbenen Ex-Bundeskanzler. Sie war schlicht zu klein, um wirklich etwas drin aufzubewahren.

So war das Schicksal der Dose schon zu Zeiten meiner Großeltern besiegelt und sie landete – auch um ihrer eigenen Sicherheit willen – im Safe, sozusagen als Reserve für schlechte Zeiten. Auch meine Eltern lagerten die wertvolle Dose dann in einem Safe bei der Bank und als ich sie erbte, mietete ich mir aus Ehrfurcht und Angst vor dem möglichen Verlust extra auch einen.

Kind schlägt sich lachend die Hände vor das Gesicht

(c) frauenseiten, Barckhausen

Irgendwann – vor wenigen Jahren – kamen dann die schlechten Zeiten

Schweren Herzens trug ich die goldene Dose mit dem Namenszug zu einem Goldhändler und wartete gespannt auf das Ergebnis seiner Schätzung.

„Und was soll das sein?“ war seine erste Frage als er die Dose mit einer dicken Lupe untersucht hatte. Mir blieb die Sprache weg…

„Gold?“ hauchte ich…

„Hm…“, er stand auf und begann die Dose mit einer kleinen Raspel zu bearbeiten. Die gesammelten Späne untersuchte er erneut und ließ sich dann zumindest darauf ein, dass sich auch „etwas Gold“ in dem Material befände, aus dem die Dose hergestellt war.

Nicht alles für bare Münze nehmen

Heute tut die Schnupftabakdose meiner Tochter gute Dienste zum Aufbewahren von Knöpfen und ich spare 50 Euro im Jahr für die Safe-Miete. So bringt sie mir sogar auf lange Zeit gesehen auch noch einen finanziellen Vorteil.

Aber ich bin nun sehr vorsichtig geworden mit über Generationen weiter gegebenen Wertangaben von familiären Kleinoden. Und den „wertvollen alten Perser“ und den „Barockschrank“ sehe ich jetzt jedenfalls in erster Linie als Gebrauchsgenstände an.

Antoni Heckel

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