Gedenkfeier am Jahrestag des Novemberpogroms

Polizei und SA vor der Firma Adler

Polizei und SA vor der Firma Adler (c) Staatsarchiv Bremen

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im gesamten Deutschen Reich Synagogen in Brand gesetzt, Schaufensterscheiben von Geschäften jüdischer Besitzer eingeworfen und Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens bedroht oder ermordet. Auch in Bremen. Fünf Menschen wurden in der Hansestadt von den Nationalsozialisten umgebracht – 170 Männer jüdischen Glaubens  verhaftet, am nächsten Tag durch die Stadt zum Zuchthaus Oslebshausen getrieben und schließlich ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert.

In Bremen kam es zu Exzessen

Propagandaminister Joseph Goebbels notierte nach dem Pogrom in seinem Tagebuch, die „Judenaktion“ sei „tadellos verlaufen“. Mit einer Einschränkung: „Nur in Bremen ist es zu einigen unliebsamen Exzessen gekommen“– womit Goebbels Bezug auf die Morde und Plünderungen in der Hansestadt nahm. Ihm ging es dabei aber nicht etwa um ein Bedauern dieser Taten, sondern lediglich um die Außendarstellung: Es galt, den Eindruck zu vermeiden, ein entfesselter Mob habe sich zur persönlichen Bereicherung an jüdischem Eigentum vergriffen und Juden wahllos ermordet.

Gedenkfeier der Fraktionen

Drei Fotos mit Unterschrift

Heinrich, Franja und Miriam Bialystock (c) Privat

Genau das allerdings ist in Bremen passiert. Der damals 15-jährige Martin Bialystock war einer derjenigen, die dies selbst erlebt haben: Nicht nur das Geschäft seines Vaters wurde in der Pogromnacht angegriffen – einige Tage später wurde er gemeinsam mit anderen jüdischen Jugendlichen gezwungen, auf dem jüdischen Friedhof Gruben auszuheben, in denen schließlich die in der Pogromnacht ermordeten Menschen verscharrt wurden. Anschließend begann für die gesamte Familie eine Tragödie, die letztlich in der Ermordung der Eltern Franja und Heinrich sowie dessen Schwester Miriam Bialystock in Auschwitz gipfelte.

Ehrengast der diesjährigen Gedenkveranstaltung der Bremischen Bürgerschaft ist die Tochter von Martin Bialystock, Dr. Miriam Dvir. Sie wird als sogenannte „Holocaust-Überlebende der zweiten Generation“ aus ihren persönlichen Erfahrungen eines durch die Gräueltaten der Nationalsozialisten geprägten Lebens berichten.

Die Gedenkfeier der Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft, die in diesem Jahr von der der SPD-Fraktion ausgerichtet wird, findet am Montag, 9. November, ab 11 Uhr am Gedenkstein an der Dechanatstraße / Ecke Am Landherrnamt  statt.

Hinweis: Im Anhang findet sich eine ausführliche Broschüre, die sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Bialystock befasst Broschuere Familie Bialystock

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