Willkommenskultur – mehr als nur ein Begriff

Silberne Sonne vor dunklem Hintergrund

(c) frauenseiten, Weerts

Im Sommer verbrachte ich ein paar Wochen im südlichsten Bundesland, das sich in Bezug auf die Aufnahme von Flüchtlingen wirklich bemüht…spürbar und fühlbar.In einem ganz kleinen Ort mit weniger als 500 Einwohnern, fiel mir auf, das an einem Haus gewerkelt wurde. Auf Anfrage erzählte die Wirtin, dass es renoviert wird, damit eine Familie und 5 unbegleitete Jugendliche einziehen können.

Das geschah dann auch, jedenfalls kamen die Jugendlichen an einem der nächsten Tage. Tagsüber sah ich sie nicht, sie hatten Schule im Nachbarort. Abends sah ich sie beisammen stehen, aber das änderte sich bald, denn ruckzuck hatten sie alle Fahrräder und waren damit munter unterwegs. Schön, dachte ich. Allein bei dieser Beobachtung blieb es aber nicht.

Auch ein Lächeln gehört zur Willkommenskultur

In einem anderen Ort ging ich abends in einen Biergarten zum Essen. Ein Kellner erschien, fragte nach meinen Wünschen, nahm die Bestellung auf. Bis das Gewünschte kam, hatte ich genügend Zeit, das Geschehen rund um mich herum zu beobachten. Mir fiel auf, dass zwei Hilfskräfte zwar schnell das Essen und Trinken an die Tische brachten, mit einem Lächeln, aber kein Wort sagten. Das ist ja in einer Biergartenatmosphäre ungewöhnlich. Als mein Bestelltes von ihnen gebracht wurde und ich mich bedankte, kam auch nur ein Lächeln zurück….kein Wort. Und als ich zahlen wollte und dies auch äußerte, kam ein freundliches: ja, gleich.

Mir war das in dem Moment noch nicht klar, wo die Gründe für diese Sprachlosigkeit wohl lägen. Das kam später, denn als ich im Hotel auf dem Flur den guten Geist dort um Nachschubpapier für mein Bad ansprach, reagierte er hilflos. Wie sollte ich das erklären, was ich wollte? Wir lachten schließlich beide herzhaft, ohne eine Lösung zu finden. Dann deutete er mir aber, ich möge warten und kam bald zurück mit einem Arm voller Klopapierrollen. Wir lachten beide wieder. Diese beiden Erlebnisse beschäftigten mich weiter, blieben im Kopf hängen.

Willkommenskultur ist der Anfang von Integration

Und dann war ich wieder in Bremen, die Sonne lachte, ein ideales Fahrradwetter. Also auf den Sattel geschwungen und das wunderschöne Umland genießen. Mittagessen im Gastgarten inklusive. Der Wirt selbst fragt nach den Wünschen, eine nette junge Frau bringt Getränk und Essen….mit einem Lächeln dazu. Auch ich antwortete mit einem breiten Lächeln. Als ich ihr später deutete, dass ich zahlen möchte, machte sie mir klar, dass sie Bescheid sagen würde.
Ich erinnerte mich an die Vorkommnisse in Bayern. Sollte auch sie eine kürzlich Zugezogene sein, ohne Sprachkenntnisse? Mich freute es, denn das Essen schmeckt auch mit einem geschenkten Lächeln und ohne die übliche Floskel „Guten Appetit“….- vielleicht sogar noch besser. Und als ich ging, rief sie mir ein munteres „Tschüss“ nach.

Ja, auch das ist Willkommenskultur, und vor allem Integration. Mich freut es.

Gisela E.Walther

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