Der Schrank

Leere Schrankwand

(c) Gisela Walther

Nach jedem Raum und jedem Zweck sind sie benannt. Es gab und gibt sie für jeden Stand und jeden Anlass.

Sie sind aus Holz, Stoff. Auch gibt es welche aus Glas oder Metall. Sie sind eingebaut, Räume teilend, mit Intarsien und/oder zum Beispiel mit Perlmutt verschönt, manchmal feuerfest. Das einzig männliche am Schrank ist der Artikel.

Frauen lieben oder hassen ihren Schrank. Schon immer war er Spiegel ihres Standes und der ihres Seelenlebens. Der Inhalt des Schrankes wurde ihr persönliches Eigentum durch Heirat. Selbstgewebtes Leinen ballenweise, mit Monogram bestickte Wäsche für alle Gelegenheiten.

Weißes Unterhemd

(c) frauenseiten, Robers

Ihre sogenannte Aussteuer, die so manches Mal wichtiger war als die Frau selbst. Heute quellen die Schränke über bedingt durch die kurzlebige Mode und dem Überfluss an pflegeleichten, industriell erstellten Stoffen.

Der Schrank dient nach wie vor zum Verstecken, Horten, Bewahren und Bewerten. Für Generationen von Frauen in unseren Breitengraden muss der Schrank, vormals Truhe, ein Alptraum gewesen sein. Wusste sie doch, dass ihr Wert an dessen Größe und Inhalt gemessen wurde.

Der schlimmste Feind des Schrankes ist der Mensch. Natürlich gibt es da auch noch den Holzwurm sowie die Motte. Es könnte auch noch der ein oder andere Nachtfalter oder Wurm hinzu kommen, aber niemand ist so radikal wie der Mensch. Wenn er will, lässt er den Schrank verkommen, vermodern, verbrennen oder er verkauft ihn.

Gibt es eine Steigerung von Schrank? Vielleicht Schränker? Nein, das ist keine Steigerung. Es ist ein Wort aus dem Rotwelschen, einer Sondersprache der Landstreicher und Gauner. Eine sogenannte Codesprache. Ein Schränker öffnet Tresore. Ein Schrank bewahrt Geheimnisse.

Irmtraud Hansemann

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