Deutschland ohne Autobahn – Eine langsame Sommerreise

Allee im Sommer

(c) Barckhausen

Es ist Hauptreisezeit….und es herrscht eine für unsere Breiten ungewöhnliche Hitze. Soll man da nicht ganz schnell die Kilometer auf der Autobahn abfahren? Ich entschied mich für das Gegenteil…und das war gut so.

Ein weiterer Glücksfall ist, dass ich ein uraltes Navigationsgerät habe, das viele neue Straßen gar nicht kennt. Es leitete mich schon kurz hinter Bremen in ein herrliches Waldgebiet, das ich noch gar nicht kannte. Kein Verkehr, Birken am Straßenrand und später durch Wiesen und Felder.
So manchen Ort kannte ich noch aus den Jahren, als wir bei Autoreisen in den Süden die Autobahn erst in Hannover erreichten. Sogar einige Dorfkrüge sah ich noch.

Der Weg ist das Ziel

Verkehrsschild: Einfahrt verboten

(c) frauenseiten, Hess

Und welch ein Glück, dass kurz vor Höxter eine Straßensperrung angesagt war. Also wenden, zurück bis zu einer alten Treidel-Fähre, die geräuschlos ohne Motor ihren Dienst tat, denn verbunden durch ein Drahtseil überließ sie die Arbeit dem Fluss der Weser. Plötzlich hatten die Autofahrer Zeit, man stieg aus und redete miteinander. Später sollte ich auf der Fähre von Meersburg nach Konstanz genau das Gegenteil erleben; der Kassierer kam an den Wagen – ohne Gruß, kein Wort.

Vor Minden grüßt hoch oben das Denkmal des Kaisers (Wilhelm I). Ich erinnere mich, dass ich an einem Pfingstmorgen im Jahre 1955 dort oben stand….über den Wolken. Und vor Höxter ist natürlich ein Besuch des Klosters Corvey Pflicht¸ schließlich wurde es jüngst Weltkulturerbe. Ein abendlicher Gang durch Höxter rundet einen schönen ersten Reisetag ab.

Sonnenuntergang hinter Bäumen

(c) Frauenseiten, J. Pervez

So ganz langsam fuhr ich durch Deutschland gen Süden. Durch das liebliche Taubertal, verbrachte einen herrlichen in Tag in Regensburg, folgte der Donau  und dann weiter südlich durch die Hopfenlandschaft.

Schnell beschrieben so eine viertägige Fahrt? Lächelt da so mancher, der Deutschland Nord-Süd in wenigen Stunden durchrast? Stimmt, tat ich früher ja auch. Aber wenn Zeit vorhanden ist, dann lernt man eben die Heimat aus einem anderen Blickwinkel kennen.

Vor- und Nachteile der Neuen Zeit

Was mir bei meiner Sommerreise auffiel? Es wird immer schwerer, in der Woche mittags in den kleineren Orten etwas Essbares zu finden. Früher war ein Halt im Dorfgasthof angesagt, man erfuhr dabei, was die Menschen dort so bewegte und was sich so ganz anders anhörte, als eine Meldung aus Presse und TV. Und noch etwas vermisse ich: früher fand man kleine Hinweisschilder: Zimmer zu vermieten. Auch das war eine Informationsquelle und ich erinnere so manchen netten Plausch mit der Vermieterin.

In Bezug auf die Quartiersuche füllt nun auch das Internet die Lücke. Schnell ein Blick in den Autoatlas; wie weit will ich heute noch fahren? Und mit wenigen Klicks finde ich dann im Internet ein Bett für die Nacht. Wer sagt da noch etwas gegen den Fortschritt?

Gisela E.Walther

  1 comments for “Deutschland ohne Autobahn – Eine langsame Sommerreise

  1. Susanne sagt:

    Welch eine schöne Art zu reisen. Wenn ich Rentner bin, werde ich das auch mal ins Auge fassen. Höxter und das Schloss Corvey sind sowieso eine Reise wert und das Weserbergland überhaupt.

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