Unsere Sechziger

Nähmaschine

(c) Pauline Lis

Neulich war ich bei einer Freundin zu Besuch und es gab zum Kaffee für jede von uns eine Rumkugel. Wie lange hatte ich die nicht mehr gegessen, und wir kamen sofort ins Schwelgen über unsere Jugendzeit.

Außer Rumkugeln gab es auch noch Rumschnitten und die kosteten damals zehn Pfennig. Wenn wir einen Groschen bekamen überlegten wir genau, ob wir zum Bäcker gingen, eben wegen dieser Rumkugeln, oder zum Milchmann. Beim Milchmann bekam man außer Milch, frisch in die Milchkanne gepumpt, auch Bonbons. Die gab es lose, das heißt man konnte aus verschiedenen Bonbongläsern, einzelne Bonbons kaufen.
Für einen Groschen bekam man auch schon einen Lolly. Besonders schön waren die, die als Stiel verschiedene Plastikfiguren hatten. Die haben wir gesammelt und getauscht. Ein Flugzeug, gegen ein Auto zum Beispiel.

Beneidet habe ich meine Freundin damals um die „Brause“ (Limonade), die sie zu Hause hatten. Wir mussten immerzu Saft trinken. Saft verdünnt mit Wasser war unser tägliches Getränk, denn aus dem Schrebergarten mussten die Johannisbeeren und Stachelbeeren und andere Früchte verbraucht werden. Kamen Kinder zu uns freuten die sich über den Saft.

Wasserglas

(c) frauenseiten, Regina Richter

Samstag war immer Badetag. Da wurde der Badeofen angeheizt. Nur wenn man Pech hatte und letzter war, kam manchmal nur noch lauwarmes Wasser. Beheizte Freibäder, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Wir badeten im Fluss. Als ich meinen Freischwimmer machte, wurde ich vorher dick mit Niveacreme eingecremt, damit das kalte Wasser mir nicht so viel anhaben konnte.

Da das Geld immer knapp war, nähte unsere Mutter uns aus Portieren (dicken Vorhängen) Ponchos. Meine Kleider trug nach mir meine Schwester. Für mich wurde der Saum im nächsten Jahr raus gelassen und im dritten Sommer wurde der Rock für die Kleine wieder gesäumt, und schon passte er noch ein Jahr.

Wir konnten gar nicht aufhören, über unsere Erlebnisse zu lachen. Alles nur wegen der Rumkugeln!

Gertrud von Hacht

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