Um etwas ringen zeitigt irgendwann Früchte

Mast, im Hintergrung viele Segelboote

(c) Seniorenlotse ; H. Schnatmeyer

Schon das Wort deutet auf ein Ringen hin, also fallen sie uns nicht so einfach in den Schoß, diese Errungenschaften. Haben wir sie aber einmal, können wir uns über der Mühe Lohn freuen.

Ich erinnere noch gut die Zeiten, als ich als ganz kleines Mädchen genau beobachtete, was Männer alles durften und für Frauen tabu war. Wie gut, daß mein Gedächtnis trainiert ist und ich so schnell nichts vergesse. So kann ich für die inzwischen von mir erlebte Zeit auf wirkliche Errungenschaften zurückblicken.

Der Satz: „Mädchen heiraten eh, da braucht es keine Ausbildung“ wird mir nie entfleuchen. Ihn sprach mein Vater aus, als es darum ging, mich auf die Handelsschule zu schicken. Ja, die meisten meiner Klassenkameradinnen fingen bald als Haushaltshilfe an, sparten für ihre Aussteuer. Wenige begannen eine Lehre, Friseurin stand ganz oben, dann Einzelhandels-Kauffrau. Also in der Berufswahl haben wir Frauen viel errungen.

Nun geht es aber geschlechtsneutral weiter

Ich bin stolz auf unsere Verfassung und Demokratie. Mag auch Vieles verbesserungswürdig geworden sein, wir haben sie und sie bewährt sich. In wichtigen Fragen stehe ich auch zu mehr Demokratie und Volksentscheid. In der Gesundheitsversorgung haben wir ebenfalls viel erreicht, im Sozialsystem auch, keiner steht ohne einen Pfennig da, wird aufgefangen, auch wenn es nur für das Notwendigste reicht. Die Pflegeversicherung ist geschaffen worden. Es ließe sich noch mehr aufführen, was erst einmal errungen werden mußte und gedauert hat, bis es denn da war. Ich freue mich auch, daß jeder junge Mann selber entscheiden kann, ob er zur Bundeswehr möchte, nicht mehr gezogen wird und auch nicht die anfangs ganz schön kniffeligen Kriegsdienstverweigerungsprüfungen mitmachen muß.

Bafög finde ich auch eine Errungenschaft, da kann studieren, wer befähigt ist und nicht nur, wer entsprechend betuchte Eltern hat.

Im ganz privaten Bereich gibt es sensible Errungenschaften. Da entscheiden die Paare, wer eine Elternzeit nimmt und ob sie diese teilen, oder auch mal die gut ausgebildete Frau schnell weiterarbeitet und der Mann zu Hause bleibt. Großmutter hätte das nicht für möglich gehalten.

Dieses typisch Mann oder typisch Frau fängt an, nicht vordergründig gesehen zu werden, da geht es um den Menschen an sich und das, was in ihm steckt, sich offenbart und eingebracht werden möchte. Hier kann man viel neu Errungenes beobachten.

Der Wandel der Zeiten bringt ein Angehen von Erringen mit sich, es läuft noch zäh, zieht aber an. Mutig könnte inzwischen auch mal entrümpelt werden, Bürokratie ist oft so kopflastig, wer versteht schon, seine Steuererklärung selber hinzubekommen. Wie erringen wir da einmal eine Vereinfachung und auch in anderem Formularkram Durchblick.

Hand mit Smartphone

(c)frauenseiten, Barckhausen

Das Internet will ich nicht vergessen. Es ist mir gerade in diesen Tagen, wo nun schon eine Weile die Postler streiken, dankbar in den Sinn gekommen, wie ratzfatz und ohne Porto ich mailen kann und auch eine Antwort bekomme. Allerdings will ich auch nicht verschweigen, was alles damit auch an Risiken und Problemen mit darinnen steckt.

Ich selber ringe nicht müde werdend um das Menschseindürfen und noch mehr werden. Hier im menschichen Miteinander liegt der Schlüssel auch für die Zukunft, wieviel wofür und für wen wir erringen wollen. Richtig froh macht, wenn wieder etwas gelungen ist, was allen gleichermaßen dient und keinen ausschließt. Ringen wir weiter. Gerade in diesen heißen Sommertagen auch mit Blick auf den Klimawandel und dessen Schutz. Dann um mehr Transparenz in Abmachungen, die uns alle angehen, weiter, keine Rückschritte zuzulassen, miteinander zu reden, solange, bis für alle Tragbares heraus kommt und ja Kriegerisches vermieden werden kann.

Zum Schluß ringen wir auch mit uns selber, was verbesserungswürdig ist und was von jedem abgegeben werden kann für Menschen, die fliehen mußten, weil in ihren Ländern eben nicht gerungen, sondern diktiert wird.

Um etwas ringen zeitigt irgendwann Früchte, Null-Bock läßt alles laufen und verunkrauten. Aber es ist jeder frei, das Richtige für sich herauszufinden, wer bin ich, hier Ratschläge zu geben, sie sind ja auch Schläge. Selbst für mich verabscheue ich sie, ich ringe, herauszufinden, wie ein Miteinander menschenwürdiger werden könnte.

Elisabeth Kriechel

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