MITMenschen: Gerd Feller, 75 Jahre, Pressesprecher der Bremer Seniorenvertretung

Elfie Siegel stellt Mitmenschen vor, die ihr im Alltag auffallen.

Ein Gespräch in der Seniorenvertretung

Lächelnder Mann mit Kravatte

(c) Elfie Siegel

„Mein Mann ist gerade auf dem Boden“, sagt Frau Feller als ich anrufe. Ich warte etwas, und wir verabreden uns in der Seniorenvertretung im Tivoli-Hochhaus. Morgens 10 Uhr treffen wir uns dort in dem kleinen Büro. Alles ist gut vorbereitet. Frau Scheuer hat Tee und Kaffee gekocht. Wir ziehen uns in den winzigen Nebenraum zu unserem Gespräch zurück.

Er war mit Leib und Seele Lehrer

Gerd Feller hat mir vorher eine kleine Lebenslauf-Übersicht geschickt: Zwei Söhne, vier Enkel…Und er hat unter anderem Geographie studiert und am Gymnasium Huchting unterrichtet. Er schwärmt: Damals, 1970, waren glänzende Zeiten. Umweltfragen wurden interessant. Das Fach Geographie umschließt Kultur, Verkehrsprobleme und Stadtentwicklung, hat also eine große politische Komponente. Das Gymnasium Huchting hatte bundesweit die erste geographische Fachraumzone; das heißt speziell für den Geographie-Unterricht ausgestattete Räume. Nach dieser begeisterten Einführung ist es eigentlich klar: „Ja, ich habe immer gern unterrichtet. 2001 habe ich mit 65 Jahren aufgehört. Ich wäre gern noch länger geblieben.“ Schwierigkeiten mit den Schülern? Nein, hatte er nie.

Wie Gerd Feller von den Schülern zu den Senioren kam

Gerd Feller Männerportrait

(c) Seniorenlotse, Elfie Siegel

Es fing 1999 mit einem Senioren-Computer-Kurs an der Schule an. Schüler sollten älteren Menschen den Computer nahe bringen. Fritz Bauchwitz hatte die Idee. „Ich hatte große Angst. Hoffentlich geht das gut.“ Das dachte er damals. Aber es lief zwei Jahre lang prima, bis dann auch an anderen Stellen solche Kooperationen begannen. Fritz Bauchwitz war damals schon in der Seniorenvertretung. Durch ihn wurde ihm diese Organisation nahe gebracht.

Öffentlichkeitsarbeit ist die stärkste Waffe

Als er gefragt wurde, ob er in der Seniorenvertretung mitwirken wolle, war er erst sehr skeptisch. „Alles was ich mache, muss einen Sinn haben und einen Zweck verfolgen.“ Er wurde über die Deputation in die Seniorenvertretung delegiert. Er übernahm die Gestaltung der Zeitung DURCHBLICK. Er konnte sich „schnell mit der Sache identifizieren. Wir können uns nicht aus dem politischen Geschäft heraushalten. Die Demokratie lebt davon, dass wir uns alle beteiligen. Unsere Meinungen und Erfahrungen sind wichtig. Wir sind es unseren Kindern und Enkeln schuldig, Stellung zu beziehen. Wir müssen am Ball bleiben. Alles was wir jetzt für uns tun, kommt auch den nachrückenden Älteren zugute. Die Öffentlichkeitsarbeit ist unsere stärkste Waffe, die wir haben.“ Mit bedächtiger Stimme hält er dieses leidenschaftliche Plädoyer.

2009 starb Fritz Bauchwitz plötzlich. Er war ihm ein wichtiger Berater bei der Gestaltung der Zeitung der Seniorenvertretung gewesen. Von einem Tag auf den anderen musste Gerd Feller ohne seine Meinung auskommen.
Er hat seitdem viele Themen im DURCHBLICK zur Diskussion gestellt und sie vorangetrieben.

Erstes Beispiel: Hausaufgaben-Betreuung in den Schulen

Ein Mann vor verschiedenen Flyern

(c) Elfier Siegel

Die Idee: Erfahrungen und Wissen der Älteren sollen in die Schulen gebracht werden.- Besonders in Ganztagsschulen ist der Bedarf groß. Das Angebot der Senioren-Vertretung wurde auf Vermittlung der Bildungssenatorin von vielen Schulen angenommen. Das Projekt der Schulaufgaben-Betreuung an der Marie Curie-Schule in Horn-Lehe ist eines von vielen. Hier arbeiten an vier Tagen in der Woche Seniorinnen mit den Schülern.

Zweites Beispiel: Generationsfreundlicher Einkauf

Die Idee: Es sollte stärker auf die Bedürfnisse der wachsenden Zahl Älterer eingegangen werden. – In einem längeren Prozess wurde in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandelsverband Nordsee-Bremen das Gütesiegel „Generationsfreundlicher Einkauf“ entwickelt. 58(!) Kriterien werden abgefragt und überprüft. Ein Bremer Kaufhaus, ein Supermarkt, ein Haushaltswarengeschäft im Viertel und drei weitere Geschäfte haben dieses Gütesiegel bisher bekommen.

Drittes Beispiel: Privatisierung der Bahn

Schriftzug und Logo mit Schlüssel

(c) Senioren-Vertretung Bremen

Die Idee: Die Privatisierung von Bundesvermögen wie Versorgungsnetzen, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Verkehrsbetrieben sollte der älteren Generation nicht gleichgültig sein. – Privatisierungen wirken sich häufig zum Nachteil der Bürger aus. Sie sind mit Preissteigerungen verbunden, ziehen Streckenstilllegungen nach sich. Abbau von Arbeitsplätzen ist zu erwarten. Da sollte die Seniorengeneration nicht mitspielen.

Wir sollten uns einbringen

Er wünscht sich eine aktive Beteiligung aller Delegierten der Seniorenvertretung. Der Informationsfluss müsse verstärkt werden. „Wir wissen manchmal nicht, was die Delegierten in den Ortsteilen machen. Unsere Arbeit geht nur im Team. Und: Wir sollten uns an wichtigen gesellschaftlichen Fragen beteiligen, nicht nur an regionalen.“

Zum Schluss habe ich eine neugierige Frage

„Was haben Sie auf dem Boden gemacht?“ „Ich habe dort meine Modell-Eisenbahn. Es ist ein Hobby, das von vielen nicht ganz ernst genommen, aber meist ernst betrieben wird.“

Elfie Siegel

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