Passionszeit

Zwei Hände halten eine andere Hand

Quelle: frauenseiten. © robers

Bevor Ostern werden kann, gehen wir durch die Passionszeit. Es ergibt sich in diesem Jahr, daß ich mich schicksalsmäßig besonders damit befasse, da ich viel auf der Onkologie-Station des Klinikums Bremen-Mitte begleite.

Ja, ich fühle intensiv mit, beobachte genau, mache mir so meine Gedanken über das Leid. Es wird unendlich viel gelitten, im Großen, Kleinen, offen, im Stillen. Ob es da eigentlich Erhebungen gibt? Ich kann es mir nicht vorstellen, denn alles andere interessiert doch mehr als das unendliche Leid auf dieser Welt. Es ist auch verständlich, wer möchte schon gerne freiwillig leiden?

Und doch ist etwas um dies von unendlich vielen Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen, ja des ganzen Erdballs zu tragende Leid. Es macht etwas, nichts ist nachher so wie vorher und viel viel später kann man diesem Leiden auch eine Erziehungsmaßnahme abgewinnen, wenn sie erstmal auch verhüllt bleibt. Ist Leid nicht auch eine gewisse Art von Humus, wächst da nicht auch hervor, wie gelindert werden kann und wie Einsichten ganz ganz langsam sich bilden, um es abwenden zu können, jedenfalls wie auch immer Wende entstehen zu lassen.

Verantwortung und Trost

Selber habe ich in fast acht Jahrzehnten auch erfahren, daß einem nie mehr aufgeladen wird, als man zu tragen in der Lage ist. Es arbeitet auf jeden Fall am Menschen, der ja aktiv damit umgehen kann. Tiere, Pflanzen, Steine und die Erde sind uns anvertraut und so auch in gewissem Maße ausgeliefert. Es zeigt sich zur Zeit mit dem Leiden der Tiere ganz offensichtlich. Da wird ganz viel Schuld auf die Schultern des Menschen gehäuft und Einsicht ist noch lange nicht in Sicht.

Rgentropfen an einer Fensterscheibe

(c) Elfie Siegel

Das Leiden gehört zum Leben an sich hier auf Erden. Es wurde zur Zeitenwende auf sich genommen, die Liebe selber trug es, ging durch Tod zur Auferstehung. Hat man Leid so richtig bejahend aufgenommen und überwunden, kann man sich inetwa wie Neugeworden erleben und auch anders als zuvor. Es wird natürlich nicht so beworben wie das Glück, aber es verdiente auch einmal eine intensivere Aufmerksamkeit, ein Sichbefassen mit seiner Existenz überhaupt, die ja offensichtlich ist. Es könnte uns ja alle bewegen, wenigstens daran zu arbeiten, so gut wie eben möglich es nicht zuzufügen und auf es hinzuschauen mit Mitgefühl und Herzbegleitung. Ein Lächeln, ein offener und liebevoller Blick, eine kleine Handreichung, eine Tröstung, einfach etwas zur Linderung von Leid ist uns Menschen möglich, wenn wir uns nicht allzusehr verhärten.

Ich werde in der Passionszeit ganz viele liebevolle Gedanken zu denen senden, die tagtäglich damit beschäftigt sind, Leidenden zu helfen und Leid zu mindern, es irgendwann in Gesundung umzuwandeln. Mag dann die Ostersonne hoffnungsfroh aufgehen und Licht in unsere Seelen hineinstrahlen, damit wir lebendig und beweglich bleiben, uns an den wenden, der uns seit Golgatha tagtäglich vorausgeht. Liebe vermag zu wärmen, zu öffnen, zu erfreuen und sinngebend die Erdenwege zu begleiten.

Elisabeth Kriechel

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