Aus diesem Leben heraus

Wir haben ihn erfolgreich zu verdrängen gelernt, den Tod. Und so findet er heute möglichst ganz ohne Aufhebens statt. Das ist nicht gut, denn er gehört zum Menschen wie der Anfang, die Geburt, und die wird gefeiert. Warum feiern wir eigentlich nicht auch das andere Ende des Lebens, den Übergang? Wir kommen, wir gehen. Beides gehört zum Leben und es wäre an der Zeit, dem Tod wieder seine gebührende Feierlichkeit zurückzugeben.

Hat ein Mensch bewusst gelebt, wird er auch fühlen, dass dieses Leben eine Endlichkeit hat und sich darauf einstellen, wenn er es richtig macht, sogar den Tod irgendwann bewusst empfangen. Sicher ist die Angst nicht einfach zu ignorieren, aber woher kommt sie und warum hat sie sich so gesteigert? Setzt man sich bei Zeiten mit dem Tod auseinander, dann wird auch die Angst schwächer und man lebt viel gelassener.

Ja, ich hatte selber große Angst, und zwar, als meine Mutter plötzlich starb. Ich fiel so recht in ein tiefes schwarzes Loch. Zum Glück beschloss ich, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen, bis er zu meinem Freunde würde. Mir half einfach das innere Wissen des Kommens, der Endlichkeit, des Überganges und so auch des Todes.

Heute ist er für mich der Helfer aus diesem Leben heraus. Natürlich ist es nach einem gelebten Leben etwas anderes, als wenn er früh an die Türe klopft, aber auch dann sehe ich inzwischen keine Willkürlichkeit in seinem Erscheinen sondern einen Sinn, den ich eben noch nicht deuten kann. So kann ich inzwischen den Tod auch feierlich begleiten und hoffe, ihn auch freundlich selbst empfangen zu können, wenn er denn anklopft.

Elisabeth Kriechel

Durch eine geöffnete Tür fällt der Blick auf eine freundliche Gartenlandschaft

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