Unsere Physiotherapeuten

Ein jeder von uns hat schon ein- oder mehrere Male ihre Hilfe in Anspruch nehmen dürfen. Sie sind in meinen Augen etwas ganz Besonderes, nachdem ich nun bereits zwei Jahre intensive Erfahrung machen durfte.

Was man am eigenen Leibe erfährt, darüber kann man auch berichten, es ist keine Theorie, man spürt es. Und so mache ich mir seit geraumer Zeit wirklich tiefe Gedanken über diese Helferinnen und Helfer und all‘ das, was sie bei mir bewirken.

Nach einer von Komplikationen begleiteten Hüft-OP haben sie mich wieder auf die Beine gebracht und viel später auch weg von den Krücken oder besser Gehhilfen. Sie kommen gleich nach Operationen und alle ärztliche Kunst kann auf diese Nacharbeit nicht verzichten. Es wird eine Zusammenarbeit auf Zeit, wo ihr Fachwissen und die daraus entspringende Anleitung zum Selbertun, aber auch dieses Wirken ihrer Hände direkt wirklich wahre kleine Wunder erleben läßt. Was ausgeschaltet war, wird langsam wiederbelebt und führt zu der Eigenständigkeit, die wir alle so lieben.

Aber es gibt ja auch andere Indikationen ohne vorherige OP. Sie sind so vielfältig, wie wir Menschen. Da und dort hakt es, Vieles geht nicht mehr, oft auch garnichts. Dann sitzt man wie ein Häufchen Elend in der Praxis und wartet auf seine Behandlung.

Ich staune jedesmal, wie ich anders hineingehe und dann wieder herauskomme und es einfach leichter geworden ist. Die direkte Arbeit der Hände dieser Fachhelferinnen und Helfer läßt mich ein Gespür entwickeln, das voller Staunen dieses Tun bis in tiefste Fasern erfährt und wo ich inzwischen durch eine mir eigene Gabe bei geschlossenen Augen Farben sehe, die sich aus tiefem Dunkel entwickeln und mir im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führen, wie da wieder etwas fließt, was blockiert war und hemmte, stoppte oder wie auch immer, sich jedenfalls in den Weg legte und Schmerzen verursachte. Zuerst staunte ich über mein Sehen, traute ihm nicht so recht, inzwischen ist es für mich ein Beweis des Geschehens durch der Hände Arbeit eines Menschen, dem dieser Beruf Berufung ist. Von großer Anerkennung höre ich nicht viel, von guter Bezahlung ist auch nicht zu berichten, dabei würde sie ihnen wirklich zustehen.

Sie sind eben die stillen Helferinnen und Helfer am Ende eines Eingriffes oder eben dann, wenn Bewegung blockiert ist oder Schmerzen sich einnisten und nicht weichen wollen, Medikamente wirkungslos bleiben oder gar nicht erst wegen Allergien eingesetzt werden können. Ja, es gab Zeiten, da wußte ich nur vom Hörensagen von den Physiotherapeten, da ging eben alles und das war auch gut und schön. Eingriffe oder schlicht Abbau bringen dann diese Hochachtung inzwischen zustande, die zunehmend gewachsen ist. Ich habe genau hingespürt und nichts für selbstverständlich genommen, dabei auch Dankbarkeit für kleinste Fortschritte entwickelt, so daß es mich heute dazu drängt, einmal in Worte zu fassen, es zum Lesen freizugeben.

Ich bin richtig gespannt auf die Erfahrungen meiner Mitmenschen, wenn sie sie denn überhaupt schildern wollen. Jeder erlebt ja alles auf seine urgeine Weise, zum Glück.

 

Elisabeth Kriechel, 15.12.2014