Ein Frauenfrühstück zum Thema Demenz

Demenzpatienten Die Buchstaben " Demenz " in einer Hand

(c) fotolia; JSB31

Im Rahmen der Reihe Frauenfrühstück hält der Bremer Gesundheitsexperte Klaus Haak einen interessanten Vortrag zum oft Angst besetzten Thema Demenz.

Die Angst, es nicht mehr zu packen

Wir sind beim Frauenfrühstück in den Weserterrassen. Klaus Haak fährt mit dem Fahrrad vor. In lässiger Haltung in Jeans und verbeulter Jacke spricht er ohne Manuskript in äußerst lebendiger Art über das brenzlige Thema Demenz: Wenn Ältere gefragt werden, wovor sie am meisten Angst haben, dann ist es neben Krebs die Demenz. Es ist die Angst vor dem Kontrollverlust. Wir wollen gut funktionieren. Aber jede Beunruhigung hat die Tendenz zur Verstärkung der Angst.

Wir wollen alles im Griff haben

Männerportrait

Klaus Haak (c)Elfie Siegel

Das kennt doch jeder: Wir gehen in unsere Küche, stehen da und wissen nicht mehr, was wir holen wollten. Ein anderes Beispiel: Eine Seniorin sitzt vor ihrem Computer. Wie ging das noch mit den Fotos? Letzte Woche konnte sie es noch. Angst kriecht hoch: Was ist jetzt los mit mir? Mit der Panik verschlimmert sie die Situation. Klaus Haak: „Wir wollen möglichst viele Bereiche unseres Lebens im Griff haben. Je mehr Unsicherheit entsteht, desto leichter wird unser Lebensgefühl erschüttert.“

Auch das Gehirn bleibt nicht jung

Dabei sollten wir uns klar machen, dass nicht nur unser Körper altert. Auch unser Gehirn wird älter. Wir sollten uns beschwichtigen und uns sagen: Das ist normal. Manchmal wissen wir eben nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Kennen wir das nicht auch von früher in Stresssituationen?

Stress ist also Gift

Demenz, Männerportrait

Klaus Haak (c)Elfie Siegel

Stress entsteht aber auch dadurch, dass wir vieles im politischen und öffentlichen Leben nicht wirklich verstehen. Es gibt immer mehr Bereiche, die wir nicht mehr durchschauen können, – den Irak-Krieg, die Finanzwelt. Dazu kommen noch Unsicherheiten in der Partnerschaft, im Beruf. Diese erlebt die Psyche als Stress. Aus dieser dauerhaften Überforderung entsteht Erschöpfung. Die wiederum ist ein guter Boden für Depressivität, Verwirrungen, Desorientierung.

Das Nichtstun sollten wir uns erlauben

Auf der anderen Seite ist uns im täglichen Leben die Muße abhanden gekommen. Wir setzen uns nicht mehr hin und tun gar nichts: etwas sinnieren, etwas aus dem Fenster gucken. So können wir immer weniger zu uns kommen. Und immer seltener findet ein echter Austausch mit anderen Menschen statt. Beides gäbe uns Orientierung und Halt. Klaus Haak zitiert Ernst Bloch: Alter ist die Zeit das Wesentliche zu leben. Und: Wir sollten nicht mehr so streng mit uns sein. Nicht jeder Aussetzer spricht für die Diagnose Demenz.

Anzeichen für eine Demenz könnten sein:

  • Eine Person stellt immer wieder die gleiche Frage.
    Sie wiederholt immer wieder die gleiche Geschichte.
    Sie weiß nicht mehr, wie alltägliche Verrichtungen funktionieren. Zum Beispiel Kochen.
    Der sichere Umgang mit Geld (Überweisungen) ist verloren gegangen.
    Die Person findet viele Gegenstände nicht mehr oder legt sie an nicht übliche Orte.
    Sie vernachlässigt ihr Äußeres.
    Sie beantwortet Fragen, indem sie die ihr gestellten Fragen wiederholt.

Wenn diese Anzeichen sich häufen, könnten/ sollten wir mit unserem Arzt sprechen. Eventuell wäre eine Überweisung zu einem umfangreichen Test notwendig.

Nach seinem Vortrag entdeckt Klaus Haak einen gelben Zettel bei seinen Unterlagen. „Oh, hier ist ja die Gliederung für meinen Vortrag. Die hatte ich vorhin nicht gefunden.“ Dies sagt er lachend.
kontakt@weserterrassen.com

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