Das Mittwoch-Rätsel – Ausgabe 4

Stich einer großen Brücke

Große Weserbrücke 1914 (c) By Wolfgang Sauber [Public domain], via Wikimedia Commons

Bremer Geschichte – ins Gespräch gebracht.

Thea, die Stadtführerin, macht in dieser Folge einen Spaziergang an der Weser in Bremen. Sie hat sich an der Schlachte umgesehen und einen stummen Zeugen aus der Vergangenheit – einen Löwen – zum Reden gebracht. Natürlich nur in ihrer Fantasie. Wo fand das Gespräch statt?

Das Gespräch

Verzeihung. Ich sehe, Sie haben Ihr Maul weit aufgerissen. Natürlich weiß ich, dass Sie nichts dafür können. Dazu hat Sie einzig und allein der Bildhauer, der Sie geschaffen hat, verdammt. Doch vielleicht könnten Sie mir aus dem Bauch heraus ein paar Fragen beantworten?

Krächzt. Das mit dem Bauch können Sie vergessen. Den habe ich nie gehabt. Aber nett, dass Sie mit mir reden wollen. Auf die Idee ist nämlich noch keiner gekommen.

Steinerner Löwenkopf

(c) hhs

Es soll ein Interview werden. Und natürlich habe ich mich darauf vorbereitet. So weiß ich schon, dass Sie ein Schwimmbagger 1998 bei der Ufersanierung aus der Weser geholt hat.

Ja. Das war ein Glück für mich. Allerdings ein doppeltes, denn es waren auch ein paar kundige Bremer in der Nähe, die mich gleich wiedererkannt haben und dann auch noch so nett waren, und mich auf eine Stehle gesetzt haben. Ganz in der Nähe der Brücke, auf der ich einmal als Schmuck zu sehen war. Mein Kollege – links, ein paar Meter weiter – ist auch ausgebaggert worden. Meinen Lebenslauf haben sie auch noch auf eine Kupferplatte schreiben lassen und mir zu Füßen gelegt. Sehr anständig.

Dort steht, dass die große Weserbrücke 1893 erneuert wurde. Sie stand nicht mehr auf sechs, sondern nur noch auf zwei gemauerten Strompfeilern, und von einem dieser Pfeiler haben Sie auf die Weser geguckt.

Flussbrücke bei Nacht

Wilhelm-Kaisen-Brücke 2010 (c) hhs

Mein Kompliment, dass Sie meinen Lebenslauf so aufmerksam gelesen haben. Denn ich habe tatsächlich in Richtung des Flusslaufes geblickt. Und was tue ich heute? Ich blicke auf die Schlachtemauer. Und kleine Kinder laufen weg, wenn sie mein aufgerissenes Maul sehen.

Für mich sind Sie eher ein Bewacher der neuen Brücke, die hier seit 1960 steht. Sie können dem Treiben um Sie herum in aller Ruhe zusehen. Selbst bei Hochwasser bleibt Ihre Mähne trocken.

So kann man es sehen. Im übrigen bin ich froh, dass die Brücke heute Wilhelm-Kaisen-Brücke heißt. Was war das für ein Gejohle und Geschrei, als wir am 1. April 1933 plötzlich nicht mehr von der „Großen Weserbrücke“ blickten, sondern nun als „Adolf-Hitler-Brücke“ dem Zeitgeist Tribut zollen mussten. 1939 traute ich meinen Ohren nicht, denn meine Brücke wurde schon wieder umbenannt. Ab da blickte ich von der „Lüderitzbrücke“. Adolf Hitler wurde mit der neuen Westbrücke geehrt. Die heißt heute „Stephanibrücke“.

Mit Franz Adolf Eduard Lüderitz wurde ein Bremer Kaufmann geehrt, der in Südafrika 1884 eine Kolonie gegründet hat. Leider macht auch der nächste Name, der im Zusammenhang mit Ihrer Brücke steht, keine Freude. Am 15. Juni 1945 erhielt die Brücke den Namen „Memorial Bridge“.

Schweigt einen Augenblick. Das habe ich nicht miterlebt, denn ich lag auf dem Grund der Weser. Meine Brücke wurde am 25. April 1945 gesprengt. Am Ende des Krieges, denn einen Tag später wurde Bremen von britischen Truppen besetzt.
Doch überlegen Sie und rechnen Sie mal: Nach nicht einmal zwei Monaten hatte man eine Ersatzbrücke gebaut! Im übrigen strengt es mich ziemlich an, aus meinem Rachen heraus mit Ihnen zu reden. Mir reicht es. Fünf Jahre, acht Monate und fünf Tage Krieg in Europa. Die Erinnerung daran verschlägt mir die Sprache.

Das kann ich mir vorstellen. Ich danke Ihnen. Für den einen oder anderen Leser haben wir sicher schon viel zu viel verraten. Fragen wir trotzdem:

Wo stehen die beiden Löwenköpfe?
Unter der Wilhelm-Kaisen-Brücke, direkt am Weserufer?
Am Brückengeländer der Wilhelm-Kaisen-Brücke auf der Neustadtseite?

Die Lösung finden Sie bestimmt!

Ausführliche Informationen zu der „Großen Weserbrücke“ gibt es bei Wikipedia

Viel Spaß wünscht Thea

Helga Schnatmeyer

  1 comment for “Das Mittwoch-Rätsel – Ausgabe 4

  1. Ellen sagt:

    Hallo, Thea, schön, dass Sie die beiden vorgestellt haben. Ich radele oft an ihnen vorbei.

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