Schachtelsätze – aber nicht von mir!

Schachtelsätze, Buch, Schriftstück und Brille

Ein Brief mit Schachtelsatz, den Heinrich v. Kleist an seine Schwester geschrieben hat. (c)hhs

Heute, 25. Februar, ist der „Tag der Schachtelsätze“. Noch nie davon gehört? Ich bis heute auch nicht, doch Google hat mich schlau gemacht. Und das ist dabei herausgekommen:

Der Tag der Schachtelsätze“ gehört meiner Ansicht nach zu den kuriosen Gedenktagen, die sich Leute einfach ausgedacht haben. Diese ungewöhnlichen Gedenktage sind daher auch nicht sehr bekannt. So hätte ich am 22. Februar an den „Sei bescheiden Tag“ erinnern können. Auch der „Tag der Muttersprache“ hat schon stattgefunden. Und nun der „Tag der Schachtelsätze“. Was ein Schachtelsatz ist? Alltagstauglich ausgedrückt: Es ist ein Satz mit vielen Einschüben, die durch Kommata und Semikola unterbrochen werden. Misslungen ist so ein Satz, wenn man am Ende nicht mehr weiß, wie der Satz anfing. Gute Beispiele dafür liefern juristische Texte. Aber auch in der Literatur findet man diese Satzform. Ein Meister darin ist Heinrich v. Kleist. Im ersten Absatz seiner Erzählung „Michael Kohlhaas“ habe ich diesen einen (!) Satz gefunden:

Er (Michael Kohlhaas)  besaß in einem Dorf, das noch von ihm den Namen führt, einen Meier-Hof, auf welchem er sich durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib schenkte, erzog er in der Furcht Gottes, zur Arbeitssamkeit und Treue;  nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte….

Ich habe gar nicht erst versucht, selbst einen Bandwurmsatz zu formulieren. Das wollte ich auch nie lernen. Warum? Aus Sicherheitsgründen, denn ich konnte zwar immer gut Aufsätze schreiben, nur gab es oft eine schlechte Note – wegen der vielen Fehler. Also lernte ich schon früh, mich kurz zu fassen. Mein Wortschatz ist allerdings ansehnlich, denn ich brauche manchmal Ersatzwörter; zum Beispiel, wenn ich nicht sicher bin, wie man ein bisschen schreibt. In solch einem Fall hilft mir dann ein wenig (ein wenig) aus der Patsche.

Für mich war die Vorbereitung auf den „Tag der Schachtelsätze“ sehr unterhaltsam. Meine Heinrich v.Kleist-Ausgabe ist wieder staubfrei, und ich habe diesen ganzen Artikel gern geschrieben.

Hier findet man mehr zum Thema: http://www.kleiner-kalender.de/event/tag-der-schachtelsaetze/60924.html

Kleine Brise

  1 comment for “Schachtelsätze – aber nicht von mir!

  1. Irmela sagt:

    Bei uns hießen die Schachtelsätze „Bandwurmsätze“ und waren in meiner Schulzeit nicht gern gesehen. Wer viele Bandwurmsätze im Aufsatz hatte, bekam sein Heft mit vielen roten Anmerkungen und einer weniger guten Zensur zurück.
    Irmela

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