Frauenkrawall*

Frauenkrawall* Holzbuchstaben ergeben das Wort Gender

(c) Georgi

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Veranstaltung mit Polizeischutz verlassen. Und das kam so:

Ich wollte die Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle (41) kennenlernen, die im Bremer Presse-Club im Schnoor über ihre Ansichten zum Feminismus sprechen wollte. Eingeladen hatte sie die CDU. Am selben Tag war im  „Weser-Kurier“ ein Interview mit Birgit Kelle erschienen. Ihre Ansichten, die sie vertrat, gefielen mir. Ganz klar ging aus dem Interview aber auch hervor, dass Feministinnen sie wegen ihrer Frauensicht anfeinden. Ob die Bremer Frauenbeauftragte wohl ein paar Vertreterinnen schicken würde, um Birgit Kelle die Leviten zu lesen? Die CDU schien damit gerechnet zu haben, denn ich musste am Eingang meine Handtasche öffnen und im Saal standen ein Mann und eine Frau, die wie Aufpasser aussahen.

Küsse und Flugblätter

Playmobil-Prinzessin

(c) barckhausen

Als Jens Eckhoff, CDU-Kreisvorsitzender, um 18.30 Uhr die Veranstaltung eröffnen wollte, wurde er plötzlich von einem Pulk junger Frauen* hinten im Saal angebrüllt und mit Trillerpfeifengetöse unterbrochen. Die Frauen* zeigten zwei Banner, ließen Flugblätter fallen und lärmten ununterbrochen. Auf einem Tisch im Hintergrund küsste sich ein Pärchen* heftig, doch die, die offensichtlich die Verantwortung für diese Veranstaltung hatten, standen zögerlich herum. Das, so habe ich mir überlegt, nennt man wohl „Deeskalation“, denn die wild gewordene Horde verließ erst nach einer viertel Stunde den Saal, ohne dass Fetzen flogen. Dafür randalierten sie draußen weiter und hämmerten heftig gegen die Saaltür. Nach einer halben Stunde hörte man sie unten auf der Straße weiter lärmen. Inzwischen hatte wohl die Polizei dafür gesorgt, dass sie aus dem Treppenhaus verschwanden.

Fazit: Birgit Kelle hat ihren Vortrag gehalten, doch einen lebendigen Meinungsaustausch hat es nicht gegeben.

Krawallmacher war – laut „Weser-Kurier – die Lingsjugend-solid Bremen. Die hatte auch im Internet zu dieser Demonstration aufgerufen.

Emanzipation ist nicht die einzige Forderung

Die Wörter sie, er und xier auf einem Scrabble-Spielbrett

(c) Hannah Lena Puschnig

Erreicht haben die Demonstranten bei mir, dass ich mich mit ihrem Weltbild beschäftigt habe, denn Birgit Kelles Sicht über den Feminismus stimme ich ja zu. Gelernt habe ich durch das Internet, dass es seit zwei bis drei Jahren bestimmten Feministinnen nicht mehr allein um Emanzipation geht, sondern sie wollen, dass wir die verschiedenen sexuellen Bedürfnisse des Menschen anerkennen (wieviel das sind, weiß man nicht genau). Dazu soll das Sternchen* dienen, das ich (zur Anschauung) hier auch eingesetzt habe. Aber nur dieses eine Mal!

Was soll das Sternchen? Es ist ein Symbol und soll sprachlich sichtbar machen, dass nur männliche und weibliche Zuordnungen nicht reichen. Das Sternchen * ist also ein sprachliches Hilfsmittel, um auf verschiedene Geschlechter und Identitäten hinzuweisen, ohne sie nennen zu müssen.

Als die Veranstaltung zu Ende war, konnten wir uns aussuchen, ob wir über den Balkon oder die Eingangstür das Haus verlassen wollten. Vor dem Haus wurde nämlich immer noch gelärmt. Die meisten haben sich – wie ich – für die Haustür entschieden, denn dort standen freundliche Polizisten und zeigten uns den Weg.

Im Zug nach Hause setzte sich ein freundlicher junger Mann neben mich. Er zeigte mir zwei Kopfhörer, die er für seinen Vater als Geschenk gekauft hatte. „Seine sind nämlich gerade kaputt gegangen und er hört so gerne CDs.“ erklärte er. Wie gut, dass es die normale Welt auch noch gibt, dachte ich.

Kleine Brise

  1 comment for “Frauenkrawall*

  1. Wassermann sagt:

    Wenn man nicht mehr sagen kann, der-die-das was soll das Sternchen.

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