„Wohl bekomm’s“

Teller mit indischen Curry-Gericht

(c) frauenseiten, A. Robers

Dieser Wunsch ist berechtigter denn je, das Angebot an Nahrungsmitteln ist riesengroß wie noch nie, die Bekömmlichkeit jedoch lässt zu wünschen übrig.

Lebensmittelallergien nehmen zu, ich selbst bin davon betroffen und kann ein Lied davon singen, wenn es eben nicht bekommt. Lange wusste ich gar nicht, woran das lag, bis es jetzt durch eine spezielle und sehr aufwändige Untersuchung herauskam. Nun achte ich natürlich darauf. Tue ich dies mal nicht, wie bei einem Kurs geschehen, folgt garantiert ein Rückschlag, den ich keinem wünsche. Jedenfalls musste ich diese Weiterbildung abbrechen und kam tagelang nicht zur Ruhe, eine Revolution im Körper und gerade noch an einem Allergieschock vorbeigerutscht.

Lange schon weiß ich auch durch meine frühere Berufstätigkeit von der industrialisierten Nahrungseinflußnahme. Was Mutter Natur uns schenkt, ist durch Spritzen schon belastet, kommt es dann in die Fänge der Nahrungsmittelzubereitung mit Zusatzstoffen, die beträchtlich sind – zum größten Teil auch unnötig – hakt es letztendlich bei der Bekömmlichkeit.

Viele Brötchen

(c) frauenseiten L. Frey

Bewusst essen

Wieso konnte Oma noch Brot mit Mehl, Sauerteig, Salz und Wasser backen und es schmeckte nicht nur, es bekam uns allen herrlich? Was haben diese unendlich vielen Zusatzstoffe in der Nahrung zu suchen? Sind sie etwa nur aus dem Grunde darinnen, dass wir nach Genuss eine Abhängigkeit von ihnen entwickeln und der Absatz stimmt, weil wir wie benommen danach im Supermarkt greifen? Ich kann es mir fast nicht anders erklären. Was haben allein in den Brötchen diese unendlich vielen Bestandteile zu suchen? Kann es sein, dass wir dadurch auch sonntags nicht von ihnen loskommen?

Ich bin auf dem Lande groß geworden, die Großeltern bewirtschafteten Höfe und nie ist uns von einem Nahrungsmittel schlecht geworden. Es wurde aber auch alles naturgerecht gehalten und bewirtschaftet. Da konnte man noch Möhren aus der Erde ziehen und so hineinbeißen. Fleisch gab es einmal die Woche, meistens sonntags und da war es dann auch echt etwas Besonderes. Die einfache, stets selbst frisch zubereitete Nahrung schmeckte. Dankbar, sie überhaupt zu haben, nahmen wir sie zu uns, noch mit einem Gebet davor und Dank danach. Auch ein Stück Esskultur.

Ohne Zusatzstoffe Teller mit Gnocchi und Pesto

(c) Frauenseiten, bartmann

Zusatzstoffe ohne Ende

Schauen wir dagegen heute in den Supermärkten in die Regale mit Fertiggerichten, schwindelt es einen vor diesem Überangebot. Das muss ja dann auch eine gewisse Haltbarkeit gewährleisten, verspricht nur Aufwärmen und ratz fatz auf den Tisch, schmeckt auch irgendwie. Und doch habe ich das Empfinden, lasse ich mich wirklich mal darauf ein, der Geschmack ist nicht echt, irgendwie künstlich. Mein Geschmackssinn ist noch nicht korrumpiert, zum Glück. Auch ist das Geschmacksgedächtnis an frühere Speisen wie gespeichert und gleicht ab. Das schützt mich und sooft ich nur kann kommen bei mir die Nahrungsmittel direkt vom Erzeuger erst einmal ins Haus und dann auch von mir geschnippelt und zusammengestellt in den Topf. Eine Unendlichkeit von Zusätzen ist erst gar nicht vorhanden, außer einiger bewährter Gewürze.

Kuh frisst Bild-Zeitung

Die dumme Kuh frisst alles (c) Barckhausen

Gutes Essen hat seinen Preis

Ein Gesichtspunkt, den wir ja jetzt bei den Milchpreisen erleben. Was machen die Abnehmer mit unseren Landwirten? Die geben ihnen doch nicht das, was ihre Erzeugnisse wert sind. Nein, sie drücken die Preise, nachdem sie ihnen suggeriert haben, viel Milchvieh anzuschaffen.

So ähnlich geht es mit den Getreidepreisen. Das gute Land wird dann noch für Pflanzen missbraucht, die Sprit erzeugen. Mutter Erde krümmt sich vor Missbrauch. Sie will gerne alles das wachsen lassen, was für uns Menschen zur Nahrung dient, ohne Spritzen. Da ist Unkraut natürlich, auch manche Schädlinge weniger schädlich als diese toxischen Gifte. Was tun wir dem Erdboden auch damit an, wie soll er sich davon erholen? Wie ausgelaugt wird der Boden durch ständig die selbe Fruchtfolge. Unsere Großväter wußten noch vom Wechsel und hüteten sich auch vor Raubbau.

Es ist eben so, aber es muss nicht dabei bleiben. Wachen wir auf, denn es ist nicht mehr viel Zeit, es in gleicher Weise fortzusetzen. Unsere Kinder und alle, die wir auf Erden leben, haben ein Recht auf Nahrung. Die wäre auch da, wenn nicht diese Spekulation, Manipulation so um sich greifen würde. Mit Land und Nahrungsmitteln spekuliert man nicht, das ist verwerflich und strafbar.

Ohne Zusatzstoffe : Marktszene mit Blumen und Kind

(c) Elfie Siegel

Bewusst kaufen

Ich will nun nicht nur anprangern, nein, einfach immer bei jedem Einkauf nachdenken und auch da einkaufen, wo angebaut wird, regionale Produkte suchen und bevorzugen und soviel wie möglich an Fertigzeug einfach stehen lassen. Das hilft. Wir sind selber schuld, wenn wir uns alles einreden lassen und zum „Schnell mal Warmgemachtem“ greifen. Dabei kann es ein Erlebnis sein oder werden, eine Möhre oder anderes Gemüse in der Hand zu haben und entsprechend zu reinigen und zuzubereiten. Da werden auch die Sinne nicht ausgetrocknet, das Erleben wird erfrischt, der Duft des im Topf Garenden steigt hungererzeugend in die Nase, das Austeilen macht Freude und dann die Gesichter der Essenden, wenn es mundet, alles ein echtes Erlebnis.

Wie macht sich da etwas in der Hand im Straßenverkehr und wie nebenbei in den Mund geschoben. Dazu ein Pott Kaffee und im Ohr die Knöpfe, um ja auch entsprechende Musik zu hören oder eben gerade noch mit einer Hand ein Handy am Ohr. Wozu braucht man da noch eine Wohnung? Wieviel an Kultur geht da den Bach hinunter. Was machen wir mit dem Zeitgewinn? Wie vereinnahmen uns das Internet und die Medien? Oft wird während des Konsums etwas in sich hineingesteckt.

Herd mit Kürbisstücken

(c) hhs

Bewusst essen

Wundern wir uns dann auch noch, wenn der Magen bald streikt und wir uns echt abgeschlafft fühlen? Ich habe festgestellt, dieses Denaturierte macht genau das, was beabsichtigt ist, ja nicht nachdenken, ja wieder das Gleiche kaufen, nur nicht aufwachen. Ich testete es an mir selber und wunderte mich, auch darüber, wie der Zeitaufwand zum Selberzubereiten gar nicht unzumutbar ist.

Es ist nämlich alles auch eine Sache des Überdenkens, was man mit der eingesparten Zeit bei den Fertigprodukten überhaupt macht. Es kann auch wohltuend sein, sein Geschirr noch selber abzuwaschen, dann haben die Finger mal was anderes zu tun als Tasten zu bedienen und die freuen sich regelrecht.

Es lohnt, gegen den Strom endlich anzuschwimmen, sich zu besinnen und auch etwas zu ändern oder auszuprobieren. Zuviel von dem übernehmen wir, was uns suggeriert wird, ohne es nachzuprüfen und wach zu bleiben.

Elisabeth Kriechel

  2 comments for “„Wohl bekomm’s“

  1. Dorothee sagt:

    Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit unserem Nahrungsangebot. Was konnte früher alles schiefgehen: Milch und Sahne wurden sauer, Brot schimmelig, Äpfel faulten, im Mehl saßen Milben, Gurken konnten bitter schmecken, wenn man sie vom falschen Ende her schälte, Fleisch verdarb schnell, Sahnetorten auch…Gut finde ich, dass Hersteller gezwungen sind, die Inhaltsstoffe in ihren Produkten anzugeben. So weiß ich nun, dass mein Lieblingsschinken mit Geschmacksverstärker aufgepäppelt wurde. Kaufverbot für mich! Nichts dagegen habe ich, dass Milch und Butter viel preiswerter als früher sind. Dass dafür nun die Landwirte zahlen müssen, gefällt mir allerdings nicht.
    Marie

  2. Lilo Herzog sagt:

    hallo,
    Dein Artikel hat mir gefallen, ich habe noch ein Buch aus den 8oer Jahren in
    meinem Bücherschrank Wir verhungern vor vollen Regalen.
    Was mit unseren Lebensmittel, mit unserer Nahrung gemacht wurde in den
    letzten Jahrzehnten, ist meiner Meinung nach ein Verbrechen an den
    Menschen. Wir bekommen keine gesunden Lebensmittel mehr,
    wo war der Verbraucherschutz, wo unsere Politiker, wir haben Kniefall vor
    der Industrie gemacht, auf der anderen Seite wissen wir, daß viele Krankheiten
    zugenommen haben, Diabetes, Herzinfarkt, sind inzwischen Volkskrankheiten.

    Gruß Lilo

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