Der Freiherr und die Frauen

Gemälde, Portrait eines Mannes

Adolph Freiherr Knigge (c) Wikimedia Commens Users Webmaster@sgovd.org, AxelHH on de.wikipedia

Am 8. März war Weltfrauentag. Für mich kein Topthema, denn ich bin mit meinen Lebensumständen zufrieden. Trotzdem hat es mich ein bisschen gegruselt, als ich in der Literatur nach Lebensläufen von Frauen gesucht habe, die vor mir gelebt haben. Diese Frauen waren unfrei, unterdrückt, von Mann und Familie abhängig. Jahrhunderte lang.

Doch waren sie deswegen alle unglücklich? Ich glaube nicht. Ein Indiz dafür ist für mich Adolf Freiherr von Knigge, der 1788 in seinem Werk “Über den Umgang mit Menschen” im zweiten Teil das fünfte Kapitel den Frauen gewidmet hat. Der Freiherr beschreibt sich darin als guter Frauenkenner. So notiert er im 4. Absatz:

Das Gefühl der Schutzbedürftigkeit und die Überzeugung, dass der Mann ein Wesen sein müsse, das fähig sei, diesen Schutz zu verleihen, ist von der Natur auch den Frauen eingepflanzt, die Stärke und Entschlossenheit genug haben, sich selbst zu schützen. Deshalb fühlen auch zartangelegte Frauen eine Art von Widerwillen gegen äußerst schwächliche, gebrechliche Männer…

Doch ihm gefallen längst nicht alle Frauen. Eine bestimmte Sorte von ihnen mag er nicht, und das erklärt er so:

„Ich muss gestehen, dass mich immer eine Art von Fieberfrost befällt, wenn man mich in Gesellschaft einer Frau gegenüber oder an die Seite setzt, die große Ansprüche auf Schöngeisterei oder gar auf Gelehrsamkeit macht…Es erregt wahrlich, wo nicht Ekel, doch Mitleiden, wenn man hört, wie solche Frauen sich erkühnen…am Thee- oder Nachtische in den entscheidendsten Ausdrücken Machtsprüche zu wagen, während sie kaum eine klare Vorstellung von dem Gegenstande haben von dem die Rede ist…”

Der Freiherr schimpft dann noch ein paar Absätze weiter. Doch zum Schluss ist er wieder friedlich und verliert einige Worte “über den Genuss, den der Umgang mit verständigen und edlen Frauen gewährt…” Und er räumt vorsorglich ein, dass er mit seiner Kritik sowieso nur einige Frauen gemeint hat.
Gab es 1788 vielleicht schon eine Alice Schwarzer, vor der der Freiherr sich fürchtete?

Kleine Brise

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